
Der Hintergrund
Das Werk wurde von November 1785 bis April 1786 „in einem Zuge“ geschaffen und am 1. Mai 1786 im Wiener National-Hoftheater mit großem Erfolg aufgeführt.
Der Grundgehalt dieser „komischen Oper“ ist „ein durchaus ernster; dennoch gibt ihr der witzige, bewegliche Text – eine außerordentlich launige, lebhafte Fassung.“ „Wenn auch die Handlung mitunter sehr kompliziert und dem heutigen Theaterbesucher nicht gegenwärtig ist wie dem im Ausgang des 18. Jahrhunderts“, – so lässt uns doch Mozarts deutlich nachzeichnende entzückende Musik auch in den verwickelten Szenen dieser Oper die dramatische Handlung erfassen und die seelischen Regungen nachempfinden.
Die Handlung
1. Akt
Der mit großem Herzen begabte Graf hat in seinem Schlosse seinem Kammerdiener Figaro für die Ehe mit dem Kammermädchen Susanna eine Stube eingerichtet, Sie vermutet, vom Liebeswerben des Grafen verfolgt, den Grund dieser Freundlichkeit, will sie anlehnen und macht auch ihren Figaro hellhörig (Kavatine „Will der Herr Graf ein Tänzchen wagen –.“'). Die Beschließerin des Schlosses Marcellina, mit dem Arzt Bartolo im Bunde, erhebt Ansprüche an Figaro.
Der Page Cherubino, in das ganze weibliche Geschlecht verliebt, klagt Susanna seine Dienstentlassung. Als zu ihr auch der Graf kommt, verbirgt der Page sich hinter dem Sessel. Da naht der Musiklehrer Basilio. – Während sich der Graf hinter dem Sessel verstecken will, schwingt sich Cherubino ungesehen in den Sessel und wird von Susanna mit einem Kleide zugedeckt. Als Basilio aber auf ein Verhältnis Cherubinos zur Gräfin anspielt, springt der Graf empört auf.
„Fröhliche Jugend“ singt dem Grafen ein Huldigungslied. Der Graf willigt in die Heirat Figaro-Susanna ein, verlangt aber einen Aufschub, um Cherubino los zu werden, ernennt der Graf ihn zum Offizier. Figaro schildert ihm (Arie: „Nun vergiss dein heißes Flehn“) das Kriegshandwerk.
2. Akt
Weihevolle Kavatine der Gräfin: „Hör mein Flehn, o Gott der Liebe!“ Susanne klagt ihr, dass der Graf ihr nachstelle. Mit Einverständnis der Gräfin entwirft Figaro einen Plan: dem Grafen wird ein Billett zugesteckt, Susanne erwarte ihn im Garten. Für sie aber soll Cherubino in Mädchenkleidung Susannas Rolle übernehmen. Wenn dann die Gräfin den Grafen überrascht, wird er (so wünscht man) reuig zu seiner Gattin zurückkehren. Cherubinos selbst verfasstes Liebeslied „Sagt, ist das Liebe, was hier so brennt?“
Cherubino wird verkleidet: Susannes Arie: „Nur näher, knien Sie hin vor mir –“. Susanne geht, etwas zu holen.
Der Graf klopft an die verschlossene Tür. Der Page wird im Kabinett versteckt, Der Graf kommt. Peinliche Szene zwischen ihm und der Gräfin: „Da drinnen ist jemand.“ Beide ab! Susanna und Cherubino kommen nun aus dem Kabinett, finden den Ausgang verschlossen. Cherubino springt aus dem Fenster, Susanna geht wieder ins Kabinett. Der eifersüchtig-wutentbrannte Graf kommt mit der Gräfin, will mit Gewalt die Tür öffnen. Nur Susanna kommt heraus: „Da bin ich. Warum das Staunen?“ Versöhnung. Zwar kommt der trunkene Gärtner Antonio, zu beweisen, dass jemand aus dem Fenster sprang, aber der schlaue Figaro lenkt alles zum guten.
Marcellina klagt, Figaro habe ihr die Ehe versprochen, und Bartolo und Basilio treten für sie ein. Graf: „Den Kontrakt lasst uns durchgehen. Alles nach Gerechtigkeit.“
3. Akt
Der Graf überdenkt im Schlosssaal die letzten wirren Geschehnisse. Plan der Gräfin: der Graf soll gegen Marcellinas Ansprüche sich entscheiden. Dazu soll Susanna ihn in einem Stelldichein veranlassen. In ihm will die Gräfin die Susanna-Rolle übernehmen, ihn, wenn ertappt, zur reuevollen Einkehr zu bewegen. Susanna willigt ein, allerdings darf Figaro es nicht wissen.
Der Richter Don Curio hat im Marcellina-Prozess gegen Figaro entschieden: „Marcellina heiraten – oder bezahlen!“ Nun wird eine seltsame Entdeckung gemacht: Figaro ist der Sohn Bartolos und Marcellinas, die sich nun zur Ehe entschließen.
Die Gräfin (allein) klagt: „Nur zu flüchtig bist du entschwunden, frohe Zeit!“ und wünscht, „dass sein Herz mir wiederkehrt.“ Den mit Susanna gemeinsam ersonnenen Plan auszuführen, schreiben beide das „Briefduett“ (Arie). Susanna steckt den gefalteten Brief mit einer Nadel als Siegel zu und schreibt auf seine Rückseite: „Schicken Sie diese Nadel zurück!“
Die Hochzeitsfeiern beginnen. Barbarina, des Antonio Tochter, kommt in einem Chor der Landmädchen, in dem auch Cherubino ist, als Mädchen verkleidet. Festzug – zum Grafenpaar! Als Susanna vor dem Grafen kniet, steckt sie ihm heimlich den Brief zu. Er gibt verstohlen Barbarina die Nadel, sie Susanna als zustimmende Antwort zu bringen.
4. Akt
Kabinett. Barbarina hat die Nadel, die sie Susanna bringen soll, verloren. Figaro erfährt das Brief-Nadel-Geheimnis und ist empört.
Park mit Lauben. Basilio beruhigt den aufgebrachten Figaro durch seine Arie von der Eselshaut, so dass Figaro mit Humor seine Arie „Ach, öffnet eure Augen –!“ singen kann. Nach mancherlei Verwechslungen, bunten Versteck-Szenen, Ohrfeigen und falsch angekommenen Küssen, kommt alles zu einem guten Ende. Duett Figaro-Susanna „Friede, du einzig Geliebte, kehr uns nun wieder zurück!“ Graf und Gräfin finden wieder zueinander: „0 Engel, verzeih mir! Mein Herz spricht für dich“, – und alle singen das Schlusslied: „Lasst uns gehn zum Hochzeitsschmaus!“
Wolfgang Amadeus Mozart
Der auf allen Gebieten der Kunst der Töne gleicherweise geniale Komponist war auf Eutins Freilichtbühne bisher mit zwei seiner großen Opern vertreten: 1956 mit der „Zauberflöte“, 1957 mit „Don Giovanni“. Die Begeisterung der Besucher und die Anerkennung auch durch die anspruchsvoll-maßgebende Presse veranlasste die Spielleitung, 1958 „Figaros Hochzeit“ in das Programm aufzunehmen.
Mozarts 35 Lebensjahre von seiner Geburt am 27. Januar 1756 in Salzburg bis zum Tode in Wien am 5. Dezember 1791 sind erfüllt von einem unbegreiflich reichen Schaffen. Sein Vater Leopold Mozart, Hofkomponist und (seit 1762) Vizekapellmeister des Salzburger Erzbischofs, hütete und leitete des Sohnes früh erkanntes musikalisches Genie.
Als Sechsjähriger schrieb Wolfgang Amadeus seine ersten Kompositionen. Auf Konzertreisen stellte der Vater ihn der staunenden Welt als musikalischen Wunderknaben vor. Acht Jahre alt war er, als er vor dem Pariser Hof und in England auftrat. 1768 komponierte und dirigierte der Dreizehnjährige eine vor dem Wiener Hof aufgeführte Messe. Feste Anstellungen Mozarts waren nur von kurzer Dauer (1769 Konzertmeister in Salzburg, 1779 Hoforganist in Salzburg). Konzertierend und komponierend lebte Mozart 1770/72 in Italien, 1777/78 führte ihn eine Reise durch Süddeutschland und nach Paris.
1782: Heirat mit Constanze Weber, einer Base Carl Maria von Webers. 1789 lehnte Mozart. der in Wien Fuß gefasst hatte, seine Berufung zum Kapellmeister in Berlin durch König Friedrich Wilhelm II. ab.
Der Schaffensgewaltige hatte mit wirtschaftlichem Mangel zu kämpfen. Er wurde in einem Wiener Armengrab bestattet. Nur mit Mühe stellte man später seine Ruhestatt fest.
Informationen
Opera buffa in 4 Akten
Originaltitel: Le nozze di Figaro
Komponist: Wolfgang Amadeus Mozart
Librettist: Lorenzo Da Ponte
Literarische Vorlage: La Folle Journée ou le Mariage de Figaro von Beaumarchais
Uraufführung: 1. Mai 1786
Ort: Wien
Spielstätte: Burgtheater
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