
„Zauberflöte“ feiert Premiere bei Eutiner Festspielen
Sobald die Sonne untergeht und der See sich dunkelrot färbt, beginnt der Bühnenzauber auf der Freilichtbühne, wo „Die Zauberflöte“ von Mozart Premiere feiert. Links oberhalb der Bühne strahlt die Sonne leuchtend gelb, rechts der Mond. Beide haben freundliche Gesichter und bilden den Rahmen für dieses Spiel aus Licht und Dunkelheit – im Wortsinn und in vielen Übertragungen.
Als dezent lässt sich Jörg Brombachers Bühnenbild beschreiben. Die Bühne wird von Kreisen unterschiedlicher Größe bedeckt, die bespielt werden können. Der größte von ihnen gleicht einem Labyrinth, symbolisiert also Suche und Verfehlungen. Im Hintergrund, halb verdeckt, sieht man eine Sonnenuhr mit Tierkreiszeichen. Prinz Tamino wird von der Königin der Nacht beauftragt, ihre Tochter Pamina aus den Fängen des als bösartig beschriebenen Herrschers Sarastro zu befreien.
Tamino macht sich auf den Weg, getragen von seiner Liebe zu einer Frau, die er nur von einem Bildnis her kennt. Sein Gefährte, der Vogelfänger Papageno, wünscht sich nichts sehnlicher als ein ruhiges Leben zusammen mit einer Partnerin. Tamino erkennt am Ende seines von Prüfungen gesäumten Weges, dass er Intrigen aufgesessen ist, dass Sarastro bei näherem Hinsehen Weisheit und Güte verkörpert.
Regisseur Igor Folwill lässt die Oper aus sich selbst sprechen, ohne sie zu überfrachten. Seine Deutung ist zurückhaltend, gibt dem Publikum die Chance, Eigenes hineinzutragen.
Die Kostüme von Gesa Gröning überzeugten nur zum Teil. Gelungen waren Sarastros goldenes Gewand und die dunkelblaue Glanzrobe der Königin der Nacht. Pamina gab mit ihren Schnürstiefelchen und dem abstehenden Ballettröckchen unterm engen Mieder aber eher ein Funkenmariechen als eine leidende Prinzessin. Auch Tamino sah verloren aus in seinem T-Shirt mit der Aufschrift „Prinz“, dazu weiße Dreiviertelhosen, die so wirkten, als wäre er herausgewachsen. Sehr unvorteilhaft wirkten auch die drei Damen: Ihre ungeschickt geschnittenen Reifröcke trugen so auf, dass die musikalischen jungen Sängerinnen korpulent aussahen.
Musikalisch war die Aufführung sehr gut. Unter der fundierten Leitung von Laurent Wagner spielte das Orchester klangvoll, sauber und ambitioniert. Der Chor (Leitung Antje Wissemann) sang ausgewogen. Sava Vemic war als Sarastro großartig. Sein voller Bass erfüllte das Freilichttheater. Er transportierte die Idee von Weisheit und Vergebung mit jedem Blick und jeder Geste. Dimitra Kotidou war eine eindrucksvolle Königin der Nacht. Das Verführerische des Bösen verkörperte die Sopranistin perfekt. Ihre Koloraturen waren hinreißend.
Zum Herzensbrecher wurde Achim Hoffmann als Papageno. Spielfreude und Witz prägten sein Spiel. Sein warmer Bariton trug bis in die hintersten Reihen. Entzückend war die Leichtigkeit, mit der Marie Maidowski als Papagena ihre Rolle füllte. Ihr Liebesduett mit Papageno gehörte zu den Glanzpunkten. Das Liebespaar Tamino und Pamina war weniger überzeugend. Unter seinen Möglichkeiten blieb Konstantin Lee als Tamino. Stimmlich überzeugte der Tenor, aber Spiel und Sprache waren unfrei, wirkten gehemmt. Das übertrug sich dann auf die Sopranistin Jasmin Delfs, die als Pamina ohne einen starken Partner auskommen musste. Sie hatte Schwierigkeiten, ihre Rolle glaubhaft werden zu lassen, also ihre große Liebe zu dem spröden Mann deutlich zu machen, der wie ein Fremder vor ihr stand. Ihre Stimme war klar, tragfähig und sie sang ausdrucksstark.