
Eliza Doolittle ist eine von vielen Blumenverkäuferinnen auf dem Markt von Covent Garden. Sie ist frech, ihre Sprache derb, aber sie ist ein außergewöhnliches Mädchen. Das erkennt auch der Phonetikprofessor Henry Higgins, als er eines Abends nach einem Opernbesuch auf Eliza trifft. Er wettet mit seinem Freund Oberst Pickering, dass er binnen sechs Monaten aus dem ungebildeten Mädchen Eliza eine feine Dame machen wird, die in der gehobenen britischen Gesellschaft bestehen kann. Eliza lässt sich auf das Experiment ein!
Die Handlung
Die Sprache macht den Menschen - diese These illustriert George 8. Shaw meisterhaft satirisch in seinem Schauspiel „Pygmalion", der Vorlage fürs Musical „My Fair Lady". Ist in der englischen Fassung der Straßenjargon tiefstes Cockney, wird in deutschsprachigen Versionen meist „ berlinert".
1. Akt
London 1912: Der Sprachforscher Henry Higgins trifft das Blumenmädchen Eliza Doolittle, dessen kraftvoll-vulgäre Sprache ihn gleichermaßen fasziniert wie abstößt. Er ist überzeugt, dass ihr eine bessere Sprache zu einer gesellschaftlich höheren Stellung verhelfen könnte. Eliza wittert eine Chance, ihrem tristen Leben zu entfliehen; bislang musste sie nicht nur sich, sondern auch ihren leichtlebigen und trinkfreudigen Vater Alfred durchbringen, der jede Gelegenheit nutzt, ihr den einen oder anderen Schilling zu stibitzen.
Mutig sucht sie den Sprachforscher auf und bittet um Ausbildung, wozu Higgins eigentlich gar keine Lust hat. Als ihr Vater davon erfährt, verkauft er seine Tochter für fünf Pfund an den Professor. Higgins nimmt das als Ansporn und wettet mit seinem Freund Oberst Picke ring, in nur sechs Monaten aus Eliza eine Dame zu machen, die beim Diplomatenball im Buckingham-Palast debütieren soll.
Beim Dozieren seiner Gelehrsamkeit macht Professor Higgins (Guido Weber) vor nichts Halt, es ist sein Lebenselixier.
Higgins macht es seiner neuen Schülerin nicht leicht. Sie muss die schwierigsten Sprachübungen exerzieren und erntet nur Herablassung. Eliza sinnt auf Rache, muss aber anerkennen, dass die Übungen Erfolg zeitigen: Sie kann ihren Akzent ablegen. Nun steht der Testlauf an: Beim Besuch des Pferderennens in Ascot verfällt Eliza vor lauter Aufregung wieder in ihren ursprünglichen, vulgären Akzent und schockiert damit die Gesellschaft. Higgins amüsiert sich - und Eliza findet in Freddy Eynsford-Hill einen Verehrer aus besseren Kreisen. Aber nach dem Eklat zieht sie sich zurück.
2. Akt
Sechs Wochen später: Der Sprachunterricht war erfolgreich, aber in der Bildung gibt's noch Lücken. Wie wird sich Eliza beim Diplomatenball schlagen? Man rätselt, wer die schöne Fremde sei. Ein ehemaliger Schüler Higgins' ist sich sicher:
Es muss sich um eine ungarische Prinzessin handeln! Nach ihrem Debüt ist Eliza vollkommen erschöpft - und muss zudem noch erkennen, wie sehr sie von Higgins ausgenutzt und vorgeführt wurde. Aus dem Vorwurf wird ein Streit. Der Professor wertet ihren Protest als Undankbarkeit.
Reumütig will Eliza wieder zurück zu ihren Freunden vom Blumenmarkt. Freddy Eynsford-Hill, nach wie vor ein stiller Verehrer, begleitet sie in jenes heruntergekommene Londoner Viertel, in dem sie bis vor einem halben Jahr zuhause war. Doch niemand erkennt sie: Für eine Blumenfrau ist sie zu fein, für eine feine Dame fehlt ihr das Geld.
Unerwartet trifft sie auf ihren elegant gekleideten Vater, der sich mit einem ordentlichen Gelage von seinem Junggesellendasein verabschieden will. Zu Alfreds Leidwesen hatte Higgins ihn einem spleenigen amerikanischen Moralhüter gegenüber als originellsten Moralisten Englands bezeichnet, woraufhin jener ihn testamentarisch mit einer hohen Jahresrente ausstattete. Das bringt Alfreds langjährige Lebensgefährtin auf den Plan, endlich ihr Verhältnis zu legalisieren und zu heiraten.
Doolittles kleine Welt bricht zusammen. Er fühlt sich seiner Freiheit beraubt und an die Mittelstandsmoral gefesselt.
Für Eliza ist in seinem neuen Leben aber kein Platz mehr. Bei einem neuerlichen Zusammentreffen mit Higgins eskaliert der Streit; sie kehrt dem Professor endgültig den Rücken. Da erst merkt Higgins, wie sehr ihm Eliza fehlt ...
Matthias Gerschwitz
BETRACHTUNGEN ZU MY FAIR LADY
George Bernard Shaw wollte es nicht- ja, er hatte es sogar dezidiert ausgeschlossen. Zwar war sein „Pygmalion" schon in den Dreißigern verfilmt worden, aber mit Musik? Das wusste der irische Dramatiker zu Lebzeiten zu verhindern.
Wohlgemerkt: zu Lebzeiten. Denn schon bald nach seinem Tode 1950 stimmten die Erben dem Musicalprojekt zu. Die Uraufführung fand schließlich am 15. März 1956 im Mark Hellinger Theatre in New York statt, lief sechseinhalb Jahre am Broadway und brachte es auf 2.717 Vorstellungen. Die Neuinszenierungen 2006 und 2014 erreichten noch einmal fast 1.500 Aufführungen. Damit ist My Fair Lady eines der zwanzig am häufigsten am Broadway gespielten Musicals.
Doch damit nicht genug: Die erste Londoner Inszenierung, uraufgeführt am 30. April 1958, lief fünfeinhalb Jahre en suite mit stattlichen 2.281 Aufführungen. Auch in Deutschland ist My Fair Lady ein Dauerbrenner in der Publikumsgunst - mit Recht. Denn der teils bissige, teils pointierte Witz, die gekonnte Dramaturgie, die schwungvolle Musik und die lebendigen Charaktere wurden von Kritikern und Publikum vom ersten Moment an begeistert aufgenommen.
Ein wesentliches Element der Rezeption ist sicherlich der culture clash, der durch das Aufeinanderprallen von Hochsprache und eher vulgärem Dialekt entsteht, und den schon George Bernard Shaw zum zentralen Punkt seines Pygmalion machte - wobei Shaw weniger die Komik als vielmehr die Sozialsatire mit Klassenkampf und Frauenpower darin gesehen haben wollte. Das Musical aber verwendet den Sprachkonflikt als komisches Element.
Ist es in der englischen Fassung tiefstes Cockney, findet an deutschsprachigen Bühnen berlinisch oder wienerisch Verwendung. Hardy Rudolz, unter dessen Regie My Fair Lady bei den Eutiner Festspielen präsentiert wird, könnte sich - vor allem im Norden - auch Plattdeutsch vorstellen. Und in der Tat, die Grenzen sind fließend: Ob wundascheen oder wunnerschön ... der Faszination täte es keinen Abbruch.
Nach wie vor gehört My Fair Lady zu jenen Musicals, die als künstlerische Eckpfeiler ihres Genres bezeichnet werden können; das Stück ist fester Bestandteil des Repertoires jeder Bühne, die etwas auf sich hält. Es ist daher erstaunlich, dass es den Vätern des Broadway-Stücks, Alan Jay Lerner (Buch und Liedertexte) und Frederick Loewe (Musik). niemals vergönnt war, so im Rampenlicht der Öffentlichkeit zu stehen wie beispielsweise ihre Kollegen Jerome Kern, Richard Rodgers oder Oskar Hammerstein. Aus Lerners Feder stammen unter anderem die Drehbücher für die Filmmusicals Ein Amerikaner in Paris (Musik: George Gershwin) und Gigi. Frederick Loewe, 1901 als Friedrich (Fritz) Löwe in Berlin geboren und aufgewachsen, schrieb neben anderen Werken die Musik für Musicals wie Paint Your Wagon, Brigadoon oder Camelot und für Filmmusicals wie Gigi und Der kleine Prinz (nach Antoine de Saint-Exupery].
My Fair Lady ist ein Musterbeispiel dafür, wie kurvenreich der Weg zum Erfolg sein kann. Nachdem die ersten Gerüchte über eine Musicalversion von Pygmalion kursierten, wurden Richard Rodgers, Cole Porter und Irving Berlin mit dem Projekt in Verbindung gebracht, doch sie winkten ab, bevor sie gefragt wurden. Die Produzenten hingegen hatten von Anbeginn an Frederick Loewe im Blick; dass er von sich aus großes Interesse an diesem Auftrag hatte, erleichterte die Auswahl. Mit Erfolg:
Loewes Musik ist unsterblich geworden.
Für die Rolle der Eliza Doolittle wurde zunächst Mary Martin gehandelt, aber auch Judy Gar land, Deanna Durbin oder Dolores Gray standen zur Diskussion. Als dann überraschenderweise Julie Andrews das Rennen machte, staunten viele Insider nicht schlecht, denn Andrews galt zu jener Zeit nur als junges, hoffnungsvolles Talent. Und doch sorgte ihre Interpretation am Broadway für Begeisterungsstürme.
Auch Professor Higgins war nicht einfach zu besetzen. Die Wunschliste reichte von Cary Grant bis Robert Preston, aber mit Rex Harrison wurde der Archetyp des Phonetik-Professors geschaffen - nicht nur auf der Bühne, sondern auch in der 1964er Filmversion. Hier allerdings musste Julie Andrews der wesentlich bekannteren Audrey Hepburn weichen; jene wurde in den Gesangsteilen dann von der Opernsängerin Marni Nixon gedoubelt. Ironie des Schicksals: Bei den Oscar-Verleihungen 1965 gewann Julie Andrews die begehrte Statue für ihre Rolle in Mary Poppins, Audrey Hepburn war nicht einmal nominiert. Immerhin konnte My Fair Lady aber Oscars in den Kategorien Film, Regie, Hauptdarsteller, Kamera, Szenenbild, Kostüm, Musikadaption und Ton abräumen.
Worin besteht nun der spezielle Zauber von My Fair Lady? Obwohl sich das Musical von Pygmalion an wesentlichen Stellen entfernt - Shaw erlaubt seinen Protagonisten kein Happy-End - so ist es doch die ewige Geschichte der Suche nach dem Ideal.,,Man müsste sich eine Frau schnitzen", scheint Pygmalion schon bei Ovid zu denken, gestaltet eine Frauenfigur aus Elfenbein und fleht die Göttin Venus an, die Statue zum Leben zu erwecken. Aus Mitleid erfüllt sie seinen Wunsch, indem sie beiden einen Sohn schenkt.
Auch wenn der Weg von Ovid zu Shaw lang ist, erkennt man bereits in der ursprünglichen Geschichte die Wurzeln von Henry Higgins' Persönlichkeit. Beide, Pygmalion und Higgins, empfinden für das andere Geschlecht nicht weniger als Verachtung, und dennoch - oder vielleicht gerade deshalb - sind beide davon beseelt, das Idealbild einer Frau zu erschaffen. Shaw beendet seinen Pygmalion in bester Brecht-Manier -,,Der Vorhang zu und alle Fragen offen"-, denn er lässt sein Publikum im Unklaren darüber, ob aus Higgins und Eliza ein Paar wird.
Für das Kreativ-Duo Alan Jay Lerner und Frederick Loewe lag die größte Herausforderung darin, die Komplexität der Beziehung zwischen den Hauptfiguren in eine Linie mit den Darstellungen von Ovid bis Shaw zu bringen, ohne Shaws bissigen Witz auf dem Altar einer kommerziellen, mit Zuckerguss garnierten Beliebigkeit zu opfern.
In der Tat war zu Beginn des Projekts das Ende noch gar nicht klar. Erst während der Arbeit an Buch und Musik erkannten Lerner und Loewe, wohin die Reise gehen würde. Zwar bleibt auch in My Fair Lady das Ende offen, aber die Wahrscheinlichkeit einer gemeinsamen Zukunft steht versöhnlich im Raum.
Dass George Bernard Shaw eine Musicalversion seines Pygmalion strikt ablehnte, obwohl die Idee von vielen Seiten, so auch von Franz Lehar, an ihn herangetragen wurde, liegt nicht an den oft kolportierten Schrullen des Iren, sondern hatte ganz einfache Gründe. Oscar Straus hatte 1908 aus Shaws Komödie Armsand the Man das Musical Der tapfere Soldat (auch: Der Pralinesoldat) destilliert und feierte damit große Erfolge. Das führte dazu, dass Shaws Bühnenstück nur noch selten gespielt wurde und die damit verbundenen Tantiemen ausblieben. Pygmalion aber war Shaws beständigste Einnahmequelle, es hatte ihn während des Kriegs vor dem Ruin gerettet und sicherte auch danach seinen Lebensstandard; das wollte er nicht so ohne Weiteres aufs Spiel setzen. Deshalb musste die Welt bis nach Shaws Tod warten, bevor es in Spanien so grün grünen durfte.
Hätte er der Musicalfassung zugestimmt, wären seine ärgsten Befürchtungen wahr geworden: Auf Wunsch der Broadway-Produzenten verboten Shaws Nachlassverwalter in den Vereinigten Staaten jedwede andere Aufführung der Komödie, damit My Fair Lady durch keinerlei Konkurrenz gefährdet werde. Weder auf professionellen Bühnen noch in Schultheatern, weder im Fernsehen noch im Rundfunk durfte die berühmte Geschichte vom Blumenmädchen und dem unternehmungslustigen Professor aufgeführt werden. In England folgte bald darauf ein entsprechendes Verbot, schließlich sollte das Musical 1958 ungestört Premiere feiern.
Das Verbot wäre niemandem aufgefallen, hätte sich nicht Kenneth Ire land als Intendant einer winzigen schottischen Sommerbühne vorgenommen, seine Feriengäste in der Saison 1957 mit Pygmalion zu unterhalten. Sein Antrag, die Aufführung zu genehmigen, wurde abgelehnt. Die englische ShawGesellschaft protestierte scharf gegen das vorsorgliche Verbot mit der Begründung, diese Art von kommerzieller Diktatur widerspreche Shaws Testament:,,Wenn das Totalverbot der Aufführungen von Shaws Komödie aufrechterhalten bleibt, wäre das beispielloser Verrat an einem Toten durch jene Leute, denen er vertraute und von denen er erwartete, dass sie sich von höheren Motiven leiten lassen würden." Diesem Protest schlossen sich viele Schriftsteller und Intendanten an. Aus Angst vor einem öffentlichen Skandal wurde das Verbot Ende 1956 aufgehoben, die Aufführungsrechte nachträglich gewährt. Da hatte Kenneth Ireland aber schon lange ein anderes Programm zusammengestellt.
Matthias Gerschwitz
DER REGIE-TATORT MY FAIR LADY
Ein Gespräch mit Regisseur Hardy Rudolz über seine Ansichten zu „My Fair Lady" und die Besonderheiten der Freilichtbühne in Eutin. Seine Devise: Das Publikum darf mitsummen.
Herr Rudolz, Sie haben in München im Theater am Gärtnerplatz den Professor Higgins verkörpert, in Berlin den Freddy, aber Regie für My Fair Lady führen Sie erstmals in Eutin. Knüpfen Sie dabei an eine der Ihnen vertrauten Inszenierungen an oder haben Sie schon lange einen eigenen Plan für My Fair Lady, den Sie jetzt endlich realisieren können?
Anknüpfen werde und kann ich nicht, schon durch die Gegebenheiten, die mich in Eutin erwarten. Man kann eine Inszenierung, die für einen geschlossenen Theaterraum mit großartigen technischen Möglichkeiten konzipiert ist, nicht mit einer Freilichtbühnen- Inszenierung vergleichen oder gar in Einklang bringen. Natürlich werde ich das aus Erfahrung Gelernte anders und vielleicht auch besser umsetzen, um für die Eutiner Bühne eine hoffentlich optimale und für die Zuschauer gefällige „Lady" zu schaffen, in Zusammenarbeit mit meinem gesamten Team auf und hinter der Bühne.
Wie stark werden Sie als Regisseur das Bühnengeschehen durch Higgins' Brille betrachten? Werden wir ihn wie einen Professor Boerne aus dem Münster-Tatort erleben?
Ich kenne Professor Boerne nicht und habe bis heute kaum einen Tatort bis zum Ende durchgehalten. Ich hoffe, man verzeiht es mir. (Rudolz lächelt.) Dabei frage ich mich gerade auch, weshalb ein Tatort ausgerechnet in Münster spielen muss. Eutin ist doch eine viel schönere Stadt ...
Bleiben wir einfach beim Tatort Freilichtbühne. Wie legen Sie Ihre Inszenierung an?
Ich werde George Bernard Shaws Pygmalion ganz stückgetreu inszenieren und spielen lassen. Es gibt viele Musicals, die große Klassiker als Vorlage oder Libretto genommen haben, wie z.B. die West Side Story (Romeo und Julia) oder Kiss Me Kate (Der Widerspenstigen Zähmung) und eben My Fair Lady (Pygmalion). Ich vertrete den Standpunkt, dass diese großartigen Welterfolge, an denen schon mehrere berühmte Autoren und Musiker gearbeitet haben, es verdienen, so erzählt zu werden, wie sie ursprünglich auch gedacht waren.
Sie halten also nichts von Verfremdungen oder zeitgemäßen Auffrischungen klassischer Werke?
Ein Werk wie My Fair Lady ist so gut und so stark, dass es trotz verzweifelter und rücksichtsloser Versuche von radikaler Avantgarde-Regie bis heute überlebt und den Zuschauern immer wieder Freude gebracht hat. Wenn man als Regisseur einem Stück nicht vertraut und es deshalb auf Biegen und Brechen verändern will, sollte man es, schon alleine aus Respekt vor den Autoren, nicht inszenieren, sondern ein neues, vielleicht sogar ein eigenes Stück schreiben.
Bleiben Sie mit Ihrer Inszenierung auch ausstattungsmäßig in der typisch viktorianischen Ära vor dem Ersten Weltkrieg oder verlegen Sie diese Aschenputtel-Geschichte eher in die Pretty-Woman-Neuzeit7
Wie schon gesagt, in Eutin bewahrt man Stücktreue, deshalb spielt es in und um London im Jahre 1912.
Apropos Pretty Woman: Ist Eliza aus Ihrer Sicht am Ende noch auf Higgins versessen oder geht sie unabhängig ihrer Wege? Man fragt sich tatsächlich, warum sie am Ende wieder zu Prof. Higgins zurück kommt. Es gäbe viele Möglichkeiten, es anders zu inszenieren. Aber wie heißt es so schön: „Spitzfindig ist die Liebe". Ich glaube, Eliza spürt, was Higgins trotz seiner unverschämt ruppigen Art für sie empfindet, und natürlich liebt sie ihn auch. Wo die Liebe halt hinfällt ...
Wie wollen Sie das Problem lösen, ein in 18 szenische Bilder gefasstes Erfolgsstück auf der Freilichtbühne ohne Vorhang und Drehbühne schwungvoll ablaufen zu lassen? Wir werden vor den Augen der Zuschauer ganz öffentlich und leicht choreografisch die Szenen wechseln. Die Choreografie wird durch die Bühne nicht unbedingt beeinträchtigt. Es ist natürlich immer etwas hinderlich und ungesund, auf einer schrägen Bühne zu tanzen. Zum Beispiel hatte Cats im Hamburger Operettenhaus auch eine stark angeschrägte Bühne, trotzdem mussten die Choreografien klappen. Ich persönlich empfand gerade Drehungen und Sprünge bei dieser schrägen Bühne als sehr schwierig und gefährlich.
Haben Sie einmal überlegt, in der deutschen Sprachversion für Elizas Biotop die Berliner Schnauze durch Hamburger Missingsch zu ersetzen?
Ja, ich würde es zu gerne up Platt oder High Platt machen! Ich bin sicher, es würde hier im Norden gut ankommen.
Ist die Sprache heute noch ein Merkmal, das soziale Abstufungen kennzeichnet und teilweise unüberwindbar wirkt? Auf jeden Fall. Auffallend ist, dass die Grenzen heutzutage immer mehr verschwimmen. Das ist ein großes Thema, ich muss mich da zurückhalten. Wenn ich allein nur die Moderatoren im TV und Radio höre! Sprachstile und Aussprache sind teilweise unfassbar schlecht, und trotzdem sitzen sie am Mikrofon. Da kann ich zum Professor Higgins werden!ll Ich liebe die deutsche Sprache. Sie lässt sich auch ausgezeichnet singen. Wer das Gegenteil behauptet, hat nie verstanden, sie zu singen.
Worauf sollten die Zuschauer in Eutin bei Ihrer My Fair Lady besonders achten?
Sie sollen auf nichts achten. Sie sollen einfach zuhören, sich auf die Geschichte einlassen, mitempfinden, reagieren und die schönen Melodien genießen. Ich habe in einer „Lady" - Inszenierung als Zuschauer gesessen und neben mir wurde leise mitgesummt. Das fand ich einfach nur ... wunderscheen.
Das Gespräch mit Hardy Rudolz führte Hartmut Buhmann
Informationen
Musikalische Leitung: Romely Pfund
Inszenierung: Hardy Rudolz
Bühnenbild: nach Entwürfen von Ursula Wandaress
Kostümbild: Martina Feldmann
Lichtdesign: Ismael Schott / Silvio Schneider
Choreographie: Vanni Viscusi
Chorleitung: Romely Pfund
Produktionsleitung: Anna-Luise Hoffmann
Korrepetition: Niki Liogka
Regieassistenz: Björn Reinke
Inspizienz: Peter Priegann
Orchester: Kammerphilharmonie Lübeck (KaPhil!)
Besetzung
Künstlerisches Team
Weitere Mitwirkende
Technische Leitung: Rainer Stute Technische Beratung: Arend Knoop Bühnenmeister: Silvio Schneider Beleuchtungsmeister: Silvio Schneider / Ismael Schott Beleuchtung: Marvin Stahnke / Marcel Nimke / Christopher Riches Tonmeister: Christian Klingenberg Requisite: Hans W. Schmidt Bühnenmaler: Alp Arslan Tokat / Michael Baltzer / Frank Schmidt / Natalia Vottariello / Petra Schoenewald Bühnen- und Kulissenbau: Ole Kwiatkowski / Thomas Andersen / Tadek Pawelczak / Dietrich Witt / Jakob Brunken Leiterin Kostümabteilung: Martina Feldmann Schneiderei: Hildegard Baaske / Helena Belz / Tatjana Kleinmann / Kira Neller / Angelika Wallbrecht / Constanze Brunion Ankleider/-in: Eveline Flessau / Edgar Girolla Chefmaskenbildnerin: Marlene Girolla-Krause Maske: Gabriela Kunte / Merle Bracker / Susanne Koeck / Dörte Maas
Orchester KaPhil!
Die Kammerphilharmonie Lübeck ist seit 2016 das Hausorchester der Eutiner Festspiele. Sie wurde von freischaffenden Musikern aus Norddeutschland gegründet mit dem Ziel, klassische Musik auf innovativen Wegen in unsere Zeit zu transportieren. Ihr Leitbild sind neue Klangräume in jeglicher Hinsicht. Neben der klassischen Musik von Bach bis Berio werden auch aktuelle Kompositionen, Soundtracks sowie Jazz, Pop, Rockwerke von verschiedenen Besetzungen realisiert und miteinander verknüpft. Die ständige Bereitschaft, alte Konzertformate mit Offenheit und Neugierde zu erweitern, ohne dabei den Respekt vor bewährten Traditionen zu verlieren, ist eine elementare Grundhaltung der Musiker. Sie bestimmen ebenso eigenverantwortlich mit über die Organisation, Probenkultur und Repertoireauswahl. Niemand aus dem Orchester soll seinen Part wie ein musikalischer Roboter abliefern müssen, sondern jedes Mitglied sich mit dem Ergebnis der gemeinsamen Klangarbeit identifizieren können. Das ist das erklärte Ziel, das der Schlagzeuger Andy Limpio und der Posaunist Helge Tischler mit ihrer Initiative zur Gründung der KaPhiL! verknüpften. Musikalisch befeuert werden die Musiker durch ihren Chefdirigenten Leo Siberski, der einen enormen Erfahrungshorizont aus allen Bereichen des Musikgeschäfts einbringt.
Violine 1: Markus Menke / Vahram Sardaryan / Wiltrud Menke / Enrique Alejandro / Molina Redondo / Vera Marreck / Evgenia Feizo / Ivanna Ilina-Frolikov / Maike Schmersahl / Hovhannes Partizpanyan Violine 2: Svenja Lippert / Katharina Kowalski / Desheng Chen / Anita Swiatek / Hrant Arakelyan / Ninela Lamaj / Oksana Golovko / Nele Schmidt Bratsche: Kevin Treiber / Lukas Schwengebecher / Hye-Rin Rhee / Alona Wetrowa / Emilia Stępień / Anatol Markoni Cello: Tine Schwark / Konrad Seeliger / Alonso Urrutia / Noelia Balaguer Sanchis / Alexandra Silina-Zaitsev / Natalie Hahn Kontrabass / Till Baumann / Alf Brauer / Daniel Tolsdorf / Joanna Makarczuk Flöte: Arevik Khachatryan / Anna Denise Rheinländer Oboe: Johans Camacho Aguirre / Britta Just Klarinette David Arbeiter / Michael Elvermann / Odilo Ettelt Fagott: Markus Pfeiff Horn: Karl Unger / Radek Zamojski Trompete: Tobias Hain / Johannes Lugger / Yuki Takahata Posaune: Luka Stankovic / Felix Griese / Helge Tischler / Thomas Bender Tuba: Diego Armando Hernandez Cardona Schlagzeug: Holger Roese / Clemens Ohlendorf / Julian Grebe Harfe: Janina Gloger-Albrecht
Der Festspielchor
Ein vielstimmiger, szenisch beweglich agierender Chor gehört zu den Markenzeichen der Eutiner Festspiele. Kein Wunder: Die Freilichtbühne am Großen Eutiner See ist aufgrund ihres natürlichen, offenen Klangraumes der ideale Spielort für Opern mit zahlreichen Solisten und vielen Chorpartien. Bei der Programmgestaltung ist jedes Jahr ein entscheidendes Kriterium, welchen Anteil der Chor in den zur Auswahl stehenden Werken hat. Der Anspruch, den Chor möglichst oft auf der Bühne in Aktion zu erleben, verlangt ein Höchstmaß an stimmlicher Präsenz und homogener Klangfarbe. Diese Anforderungen sind die Richtschnur bei der Besetzung der Stimmlagen im Chor, so dass ein Engagement bei den Eutiner Festspielen traditionell ein Gütesiegel für Chorsänger ist. Ebenso Tradition bei den Festspielen hat die Ergänzung des von Profis und Musikstudenten gebildeten Chors durch Laiensänger aus Eutin und Umgebung. Diese personelle Verbundenheit und das ehrenamtliche Engagement sorgen immer wieder für belebende Impulse rund um die Freilichtbühne. Dieser Extrachor, bei den Festspielen intern Eutiner Chor genannt, beginnt meist schon im Januar mit wöchentlichen Proben für die Partien der kommenden Spielzeit, bevor im Juni die Probenarbeit des gesamten Chors startet. Chorleiterin ist seit 2017 Romely Pfund.
Uta Preisinger / Kristina Struy / Anke Motz / Claudia Jahrke / Sylvia Kölle / Maren Baumeister / Claudia Bohrer-Rodriguez / Astrid Cordes / Anke Ellermann / Sabine Cyrus / Uschi Richert / Maike Werthen / Erwin Groke / Marco Schumann / Dr. Gerhard Lange / Karl-Winfried Bode / Sören Hand / Satoko Koiwa Profis und StudentenLea Bublitz / Jasmin Delfs / Sebastian Malkowski / Juan Vi l lanueva / Jeremy Almeida-Uy / Chiaki Shimoji / Ayleen Gerull / Elisabeth Wöllert / Djordje Papke / Maxim Kurtsberg / Kasimir Krzesinski / Wolf Leichsenring / Jerzey Kwika / Masanori Hatsuse / Kerstin Auerbach / Thomas Bernardy
Hinweis: Die historischen Texte und Abbildungen dieser Rückschau (bis in die 1950er Jahre) stammen aus den jeweiligen Programmheften und Fotosammlungen und spiegeln ihre Zeit. Sie könnten Begriffe und Darstellungen enthalten, die heute als diskriminierend oder unangemessen gelten. Die Eutiner Festspiele distanzieren sich daher ausdrücklich von solchen Inhalten. Auch die Erwähnung teils umstrittener Persönlichkeiten erfolgt ausschließlich im historischen Zusammenhang. Der digitale Rückblick soll Geschichte transparent machen und zur kritischen Auseinandersetzung mit Sprache, Haltung und Zeitgeschehen anregen. Wo erforderlich, ergänzen wir erläuternde Hinweise. Hinweise auf sachliche Fehler oder notwendige Kontexte nehmen wir gerne unter info@eutiner-festspiele.de entgegen.