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Die Entführung aus dem Serail

Dieses Werk, dessen wesentlichster Inhalt sich um liebendes Ringen um die Ersehnte dreht, ist eine Widerspiegelung Mozarts eigener Konflikte und Wunschträume.

Die Entführung aus dem Serail

Der Hintergrund

Als Mozart im August 1781 den 1. Akt seiner heiteren Oper und bis zum Mai 1782 ihre beiden andern Akte niederschrieb, bewegte ihn sein Werben um Constanze Weber, Carl Maria von Webers Base, und die Widerstände, die zu überwinden waren. So wurde sein Werk, dessen wesentlichster Inhalt Belmontes liebendes Ringen um die Ersehnte (auch sie trägt den Namen „Constanze“) ist, eine Widerspiegelung seiner eigenen Konflikte und Wunschträume. Wie in der Oper die Liebenden zueinander finden, so heiratete Mozart bald nach der erfolgreichen Uraufführung des Werks (16. Juli 1783 in Wien) seine Constanze, eine Schwester seiner ersten Jugendliebe, der Sängerin Aloysia Weber. Mozarts „Juwel unter den komischen Opern“ mit der drolligen Mischung von Ernst und Humor spielt auf dem meernahen Landgut des Bassa (Pascha) Selim. Einst Kommandant von Oran (Algier), verlor er durch die Ränke des Lostados Amt und Vermögen. Als Renegat zum Islam übergetreten, rückte er im türkischen Dienst zum Bassa auf. In seinem Serail, Frauenhaus, hält er Constanze und ihre englische Kammerzofe Blonde verwahrt. Sie sind vor kurzem samt dem Diener Pedrillo auf einer Lustfahrt von Seeräubern gefangen genommen und an den Bassa verkauft worden. Pedrillo aber ist es gelungen, seinem Herrn Be1monie, dem Sohn des Lostados, dem Geliebten Constanzes, Nachricht über das Schicksal der Dreien zu geben.

 

Die Handlung

1. Akt

Belmonte ist gekommen, seine Constanze auf einem bereitliegenden Schiff zu entführen. Der grobe Landhaus-Aufseher Osmin gibt ihm auf tastende Fragen nur ausweichende Antworten. Ebenso derb stellt er sich gegen Pedrillo, den er am liebsten geköpft hätte.

Der als Gärtner angestellte Pedrillo erzählt Belmonte von des Bassas Werben um Constanze, erfährt den Plan der Entführung und rät Belmonte, sich dem Bassa, der von einer Lustfahrt mit Constanze zurückerwartet wird, als Baumeister anzubieten.

Arie des Belmonte: „0, wie ängstlich, feurig klopft mein Herz.“

Janitscharen begrüßen im Chor den landenden Selim.

Auf seine Frage: „Immer noch traurig, geliebte Constanze?“ erfährt der Bassa aus ihrer Arie den Grund ihrer Abweisung, die Liebe zu Belmonte. Selim: „Besinne dich eines Besseren auf morgen –!“

Belmonte wird als Baumeister in Selims Dienst genommen, aber Osmin ahnt ein Komplott und will ihm und Pedrillo den Eintritt in den Pascha-Palast verwehren. Beide stoßen ihn endlich beiseite.

 

2. Akt

Während der edle Selim nichts von Constanze erzwingen will, verlangt Osmin von Blonde: „Ich befehle dir, mich augenblicklich zu lieben!“ Aber Blonde, die dem Pedrillo gewogen ist, trotzt ihm keck, hebt endlich ihre gekrallten Hände: „Es ist um Eure Augen geschehen!“ – und schlägt ihn in die Flucht.

Beide Frauen wissen bisher nichts von Belmontes Plan.

Constanze beklagt ihr trauriges Los; auch der Zuspruch der munteren Blonde bleibt ohne Wirkung.

In kurzer Szene fragt Selim ungeduldig Constanze nach ihrer Entscheidung. Ihre Antwort: „Ich kann dich wohl verehren, aber nicht lieben.“

Pedrillo erzählt seinem Blondchen Belmontes mitternächtlichen Plan. Sie jauchzt vor Freude, und Pedrillo bekennt übermütig und kühn: „Frisch auf zum Kampf, zum Streite!“

Osmin überrascht den siegsicheren Diener, und diesem. gelingt es, Osmin gegen Allahs Gebot zum Weintrinken zu überreden. Nach lustiger Szene führt er den halb schlafenden Weinseligen in dessen Haus.

Erste beglückende Begegnung Belmonte-Constanze. Verabredung über den Fluchtplan. Fragen der Männer nach dem Verhältnis der beiden gefangenen Frauen zu Selim und Osmin werden von Constanze als Kränkung empfunden, von der weniger empfindsamen Blonde mit einer Ohrfeige beantwortet.

 

3. Akt

Mitternacht. Schiffer Klaas bringt zwei Leitern. Leise singt Pedrillo seine Romanze zur Mandoline. Constanze öffnet ihr Fenster und wird von Belmonte entführt. Aber Pedrillos gleicher Versuch misslingt. Der aufgeweckte Osmin ruft die Wache. Auch das geflüchtete Paar wird ertappt und zurückgebracht. Osmin: „Ha, wie will ich triumphieren, wenn sie euch zum Richtplatz führen!“ – Vor dem Bassa bittet Belmonte um Erbarmen und bekennt, Lostados Sohn zu sein. Dadurch erwacht in Selim wieder der Groll gegen den alten Feind, der ihn das Vaterland verlassen ließ. Dann aber geht er, während die Vier glauben, dem Tode verfallen zu sein, zum Schiff und bereitet die Abfahrt vor. Er kommt zurück und befiehlt der Wache: „Man begleite alle vier an das Schiff!“

Bestürzt und innerlich überwältigt bekennen die Befreiten ihren Dank: „Wer so viel Huld verkennen kann, den seh man mit Verachtung an.“

Ein Chor der Janitscharen zu Ehren des edlen Bassa beschließt Mozarts Werk; in seinem besinnlichen Ausklang gleich der „Zauberflöte“ ein Hohelied auf die Humanität.

 

Wolfgang Amadeus Mozart

„Das Wunderbare als das Unverkennbare des künstlerischen Schaffens trifft in keiner anderen Künstlerpersönlichkeit so überzeugend und unerklärbar zutage wie bei Mozart“ (Dr. Karl Storck). Seine 35 Lebensjahre (27. Januar 1756 bis 5. Dezember 1791) sind von einem unbegreiflich reichen Schaffen erfüllt.

Früh erkannte sein Vater Leopold Mozart, virtuoser Geiger und Hofkomponist des Salzburger Erzbischofs, seines Sohnes Wundertalent und mühte sich eifrig, es auszubilden. Als Sechsjähriger schrieb Wolfgang Amadeus seine ersten Klavierkompositionen, bald spielte er die Geige, ohne Unterricht genossen zu haben. Auf Konzertreisen stellte der Vater der staunenden Welt den Wunderknaben vor. 1763 trat er vor dem Pariser Hof auf – und wurde seine erste Sonate gedruckt veröffentlicht, als Achtjähriger konzertierte er mit dem Vater in England, in Holland. Seine erste Oper entstand 1768, und im gleichen Jahr komponierte er eine Messe und bot sie als Dirigent dem Wiener Hof dar.

Feste Anstellungen in Salzburg (1769 dort zum „Konzertmeister“ ernannt, 1779 bis Anfang 1781 Hoforganist) waren nur von kurzer Dauer. Inzwischen: Konzertreise nach Italien 1770/71.

Nach seiner endgültigen Übersiedlung nach Wien wurde er aufgefordert, für Kaiser Josephs geplantes „Deutsches Nationalsingspieltheater“ eine Oper zu schreiben. So entstand „Die Entführung aus dem Serail“.

In den achtziger Jahren schrieb Mozart die drei Opern, die schon über Eutins Freilichtbühne gingen. Seine Erfolge veranlassten ihn, eine Berufung Friedrich Wilhelms II. nach Berlin abzulehnen. „Die Zauberflöte“ und das „Requiem“ (1791) waren des großen Komponisten letzte Werke.

Als Mensch dennoch groß, gütig, neidlos, selbstlos, litt er oft unter materiellem Mangel. 1791 war ihm ein Armengrab beschert. Nur mit Mühe konnte später seine Ruhestatt festgestellt werden.

 

Informationen

Oper in drei Akten
Komponist: Wolfgang Amadeus Mozart
Librettist: Johann Gottlieb Stephanie
Literarische Vorlage: Belmont und Constanze, oder Die Entführung aus dem Serail von Christoph Friedrich Bretzner
Uraufführung: 16. Juli 1782
Ort: Wien
Spielstätte: Burgtheater



Hinweis: Die historischen Texte und Abbildungen dieser Rückschau (bis in die 1950er Jahre) stammen aus den jeweiligen Programmheften und Fotosammlungen und spiegeln ihre Zeit. Sie könnten Begriffe und Darstellungen enthalten, die heute als diskriminierend oder unangemessen gelten. Die Eutiner Festspiele distanzieren sich daher ausdrücklich von solchen Inhalten. Auch die Erwähnung teils umstrittener Persönlichkeiten erfolgt ausschließlich im historischen Zusammenhang. Der digitale Rückblick soll Geschichte transparent machen und zur kritischen Auseinandersetzung mit Sprache, Haltung und Zeitgeschehen anregen. Wo erforderlich, ergänzen wir erläuternde Hinweise. Hinweise auf sachliche Fehler oder notwendige Kontexte nehmen wir gerne unter entgegen.