
Die Handlung
Die klassische Operette „Der Vogelhändler“ ist ein köstliches Werk, in Musik und Handlung von volkstümlicher Natürlichkeit. Sie erlebte ihre Uraufführung am 10. Januar 1891 in Baden bei Wien.
Zeller lässt sein dreiaktiges Werk voller Verwechselungen und Verwicklungen zu Anfang des 18. Jahrhunderts in der Rheinpfalz spielen.
1. Akt
„Hurra! Nun her die Gewehr!“ Die Bauern sind im Begriff, wieder zur Wilddieberei auszuziehen, als man erfährt, der Kurfürst selbst wolle in ihrer Gegend jagen. Und schon kommt der Wildmeister Weps: „Na? Ihr habt gestohlen niederträchtig, früher war der Saustand prächtig!“ Die Ertappten sind bereit, um einer Strafe zu entgehen, dem verschuldeten Weps eine Summe zu zahlen und für die abgeschossenen Wildschweine ein zahmes Schwein in den Wald zu schicken. Da kommt der fröhliche Tiroler Vogelhändler Adam: „Grüß euch Gott, alle miteinander!“ und wird jubelnd begrüßt. Plötzlich kommt eine Depesche. Jagd verschoben! Weps behält die Nachricht für sich, um die Bestechungsgelder zu behalten. Er veranlasst seinen eben zur rechten Zeit eintreffenden Neffen Stan ist aus, den erwarteten Fürsten zu spielen.
Die Kurfürstin aber traut ihrem verreisten Gallen nicht und reist ihm nach, gleich der begleitenden Hofdame Adelaide als Bäuerin verkleidet. Sie kommt ins Dorf unseres Spiels, „Fröhliche Pfalz!“
Der Vogelfänger Adam findet an ihr, der „Bäuerin Marie“, Gefallen wie auch sie an dem urwüchsigen Tiroler. Da kommt die „Christel von der Post“, seine Braut, und erzählt, sie habe eine Bittschrift verfasst, man möge doch ihrem Verlobten eine Anstellung am kurfürstlichen Hof geben. Als bald darauf in Adams Abwesenheit der als Kurfürst verkleidete Stanislaus mit Weps kommt, übergibt sie ihm ihre Bittschrift und wird zur Besprechung in den nahen Gartenpavillon eingeladen. In einer Szene, in der das Dorf erstaunt oder gar entrüstet ist, dass sich Christel mit dem Fürsten im Pavillon aufhalte, gibt die unerkannte Kurfürstin dem Adam ein paar Rosen „Schenkt man sich Rosen in Tirol!“
Adam wird zum Menageriedirektor ernannt, zerreißt aber die Urkunde, und, in die Marie verliebt, sagt er sich von der vermeintlich untreuen Briefchristel los.
2. Akt
Am andern Tage. Das Chorlied: „Haben Sie gehört?“ und Wepses „Es liegt in der Luft überhaupt so was wie ein Skandal!“ zeigen schlechte Laune im Kurfürstlichen Hause. Weps erwartet die Menageriedirektor-Prüfungskandidaten, zu denen auch Adam befohlen ist, und die prüfenden Professoren Sie bekamen die Weisung, dass die Fürstin Adams Wahl wünsche. So besteht er die Prüfung gegen seinen Willen; denn auch er ist fest überzeugt, dass Christel mit dem Kurfürsten zu einem Rendezvous im Pavillon war. Doch findet er sich mit dem Amt ab. Die Kurfürstin lässt sich von Christel die Pavillon-Angelegenheit berichten. „Bescheiden, mit verschämten Wangen.“
Weps, unsicher wegen des gestrigen Streichs, rät seinem Neffen Stanislaus, die reiche Adelaide zu heiraten. Adam erkennt in der Fürstin nicht die gestrige Marie, und Christel berichtet, sie habe soeben bestimmt den doch angeblich verreisten Kurfürsten im Garten gesehen. Eine große Verwirrung. Um alles zu entwirren, soll Christel aus einem Gartenversteck ein Glockenzeichen geben, wenn sie den vermeintlichen Kurfürsten sieht.
Gartenkonzert. Eine Tiroler Kapelle beginnt mit Adams Lied: „Als mein Ahnerl“. Als Stanislaus und Adelaide sich als Brautpaar vorstellen, ertönt Christels Glockenzeichen. Stanislaus ist als der gestrige falsche Kurfürst erkannt. Auf der Kurfürstin Geheiß soll Adam über ihn das Urteil sprechen. Es bestimmt, dass Stanislaus nicht die reiche Adelaide, sondern Christel heiraten soll.
3. Akt
Im kurfürstlichen Park weigern sich die Zofen, die Briefchristel als Braut zu schmücken. Nach der Fürstin Lied: „Als geblüht der Kirschenbaum“ kommt Christel herbei. Sie liebt trotz allem ihren Adam wie einst, ist aber wütend auf das Bauernmädel Marie, das ihr den Geliebten abspenstig machte. Bald erfährt Adam, seine neue Angebetete sei die Kurfürstin selbst gewesen. Verwirrt will er fortziehen, doch dann klären sich alle Missverständnisse auf. Christel und Adam, nun auch Stanislaus und Adelaide sind Brautleute. Adam führt seine „Christel von der Post“ in seine Tiroler Heimat.
Karl Zeller
Der Komponist Karl Zeller ist ein Niederösterreicher. Am 19. Juli 1842 wurde er in St. Peter in der Au geboren. Früh wurde er in der Musik unterrichtet; sie wurde ihm jedoch nicht zum Lebensberuf. Er war Jurist und Verwaltungsbeamter, aber die Musik blieb ihm eine mit Eifer betriebene Liebhaberei. In Wien wurde er ins Unterrichtsministerium berufen und bald Ministerialrat. Auch dann blieb er seiner fröhlichen Muse verschrieben und war dem 17 Jahre älteren Johann Strauß, der gerade zu der Zeit, im 8. und 9. Jahrzehnt, seine großen Erfolge hatte, in Verehrung verbunden. Seine 'beiden Operetten gehören ihrem Charakter nach in die Reihe der Werke dieses Meister und des ihm gleichaltrigen Millöcker. Außer ihnen schrieb er Männerchöre und zahlreiche andere Lieder. Inzwischen zum Kaiserlich-Königlichen Hofrat ernannt, starb Zeller in Wien am 17. August 1898.
Informationen
Operette in 3. Akten
Komponist: Carl Zeller
Libretto: Moritz West, Ludwig Held
Uraufführung: 10. Januar 1891
Ort: Wien
Spielstätte: Theater an der Wien
Hinweis: Die historischen Texte und Abbildungen dieser Rückschau (bis in die 1950er Jahre) stammen aus den jeweiligen Programmheften und Fotosammlungen und spiegeln ihre Zeit. Sie könnten Begriffe und Darstellungen enthalten, die heute als diskriminierend oder unangemessen gelten. Die Eutiner Festspiele distanzieren sich daher ausdrücklich von solchen Inhalten. Auch die Erwähnung teils umstrittener Persönlichkeiten erfolgt ausschließlich im historischen Zusammenhang. Der digitale Rückblick soll Geschichte transparent machen und zur kritischen Auseinandersetzung mit Sprache, Haltung und Zeitgeschehen anregen. Wo erforderlich, ergänzen wir erläuternde Hinweise. Hinweise auf sachliche Fehler oder notwendige Kontexte nehmen wir gerne unter info@eutiner-festspiele.de entgegen.