
"Der Freischütz" schreibt Geschichte in Eutin
Webers Besuch im Jahr 1820 in seiner Geburtsstadt hielten den Gemischten Chor von 1819 unter Fürstenaus Leitung zusammen, und der noch jetzt bestehende eifrige „Eutiner Gesang- und Musikverein von 1819" (Kirchenchor) leitet seine Herkunft aus jener bewegten Zeit ab.
1853 nahm man das 10-jährige Bestehen der „Eutiner Liedertafel“ als Anlass zu einem großen Männerchor-Treffen in Eutin. Fast 400 Sänger trugen vor dem Geburtshaus Webers Ihre Chöre vor, indessen an ihm die Gedächtnistafel enthüllt wurde.
Der jugendlich-stürmische Organist Carl Heynsen begann 1886 seine Eutiner Wirksamkeit mit einer wohlgelungenen Aufführung des „Freischütz“ am 100. Geburtstag Carl Maria von Webers.
Damals beschloss Eutin, seinem großen Sohn ein würdiges Denkmal zu setzen. In einem großangelegten Weberfest im Sommer 1890 wurde es enthüllt.
Seit jenem Jahre heißt die Straße, die von Webers Geburtshaus zum Denkmal führt, Weberstraße“ und der Eichenhain: „Weberhain“. Seitdem erklangen in ihm oft manche abendliche „leise, leise, fromme Weise“ und von wanderfrohen Chören stürmische Webersänge, wenn „die Sonn' erwacht mit ihrer Pracht“ oder „die Tale dampfen, die Höhen glühn.“
Eine mehrtägige Gedächtnisfeier zum 100. Todestag Webers im Juni 1926 wurde von Professor Andreas Hofmeier geleitet, der seit 1900 bestimmend für das musikalische Leben in der Weberstadt geworden war.
Im Weberfest 1936 (150. Geburtstag) sprach Prof. Peter Raabe über die Musik der Romantik und dirigierte die „Freischütz“-Ouvertüre.
1951
Auch zum 125. Todestage des Meisters rüstet sich Eutin zu einem Weberfest. Es umspannt die Zeit vom 5. bis 17. Juni, und auch diesmal haben Künstler von Ruf ihre Mitwirkung zugesagt.
Das Kirchenkonzert bringt unter anderem die „Missa Sancta in G“ (Leitung Prof. Hofmeier). Die übrige Leitung hat der Dirigent des „Carl Maria von Weber-Orchesters“ Erwin Jamrosy. Er bietet ein Symphoniekonzert und Ouvertüren. Die „Freischütz“-Aufführung (Regie Kurt Brinck) soll im Schlossgarten stattfinden.
Die Konzerte und die Opernaufführung werden an den Sonnabenden und Sonntagen der Sommermonate wiederholt.
Achtmal sang Tresi Rudolph (Berlin) als „Agathe“ ihr Abendlied und Martina Wulf (Hamburg) das Lied vom „schlanken Burschen“, achtmal warf man „das Scheusal in die Wolfsschlucht“. Auch andere Solisten von Ruf waren gewonnen worden. Johannes Schocke (Köln) gab den „Max“, Hermann Rohrbach (Lübeck) den Kaspar; beide hielten auch später der Eutiner Bühne die Treue. Wulff Schwerdtfeger hatte der Landschaftsbühne das Forsthaus und die Wolfsschlucht eingebaut. – Mit Spannung erwartete man das „Debut“ der Laien-Choristen. Aber als sie, ein wunderbares Bild, als Schützenfest-Volk vom Hügel malerisch herabströmten und sich frei und ungehemmt bewegten, dennoch aufmerksam an Erwin Jamrosys Stab hängend, wusste man: Eutins Bühnenchor „ist in Ordnung“.
15.000 Besucher waren begeistert. Wenn auch nachmittags die Sorge zum Himmel schaute und wenn auch verspätet Regen fiel: gegen 7.30 Uhr spätestens hatte Petrus stets die Wasserhähne fest verschlossen, – und so entstand das Wort „Freischützwetter“.
Die Schlussszene, Karl Heinz Kahlstorf als Eremit unter den Sternen der heraufziehenden Nacht war in ihrer Andachtswirkung wohl unüberbietbar. Nach langem Schweigen: Blumen über Blumen den Solisten, dem Vater des Sommerspiel -Gedankens, Kurt Brinck, und dem musikalischen Leiter Erwin Jamrosy. Immer wieder schalteten sich unter Beifallsjubel die Lichtwerfer ein, bis endlich doch das Dämmerdunkel seinen Eisernen Vorhang fallen ließ. – Die Presse war des Lobes voll.
Informationen
Romantische Oper in 3 Akten
Komponist: Carl Maria von Weber
Libretto: Friedrich Joachim Kind
Uraufführung: 1821
Ort: Berlin
Spielstätte: Konzerthaus
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Premiere Weber-Festspiele: 16.06.1951
Hinweis: Die historischen Texte und Abbildungen dieser Rückschau (bis in die 1950er Jahre) stammen aus den jeweiligen Programmheften und Fotosammlungen und spiegeln ihre Zeit. Sie könnten Begriffe und Darstellungen enthalten, die heute als diskriminierend oder unangemessen gelten. Die Eutiner Festspiele distanzieren sich daher ausdrücklich von solchen Inhalten. Auch die Erwähnung teils umstrittener Persönlichkeiten erfolgt ausschließlich im historischen Zusammenhang. Der digitale Rückblick soll Geschichte transparent machen und zur kritischen Auseinandersetzung mit Sprache, Haltung und Zeitgeschehen anregen. Wo erforderlich, ergänzen wir erläuternde Hinweise. Hinweise auf sachliche Fehler oder notwendige Kontexte nehmen wir gerne unter info@eutiner-festspiele.de entgegen.