Kabarett als glanzvoller Abschluss
Melanie Haupt, Judith Jakob und Jonathan Bratoëff schlossen mit einem sehr unterhaltsamen Abend das Sommerprogramm in der Opernscheune ab
Unter dem Titel „La Pharmiglia – Organisierte Gebrechen“ widmeten sich die beiden Schauspielerinnen und Kabarettistinnen Melanie Haupt und Judith Jakob mit ironisch-sarkastischen Texten und Liedern dem Gesundheitswesen. Unterstützt wurden sie dabei von Jonathan Bratoëff mit Bass und Gitarre.
Das Gesundheitswesen bietet, wie vermutlich jeder selbst erfahren hat, eine Fülle an Absurditäten, Widersprüchen und Fragwürdigkeiten. Da gibt es eine Pharmaindustrie, die mehr die Aktionäre als die Patienten im Blick hat, oder privatisierte Krankenhäuser, die aus ökonomischen Gründen an Personal und Leistungen sparen. Oder die Fallstricke eines Versicherungssystems mit Rezeptgebühren und Wahlleistungen, eine Politik, die sich ihrer Verantwortung entzieht oder Politiker, die eine notwenige Distanz zur Wirtschaft vermissen lassen.
Kurzweiliges Mosaik
Melanie Haupt hat mit Texten und neun selbst komponierten Lieder ein kurzweiliges Mosaik aus Spielszenen, Songs, Sketchen und Textpassagen entwickelt, das sie gemeinsam mit ihrer Kollegin Judith Jakob vortrug. Als roter Faden diente die fiktive Geschichte des betagten Firmeninhabers Big Pharma, der angesichts des ablaufenden Patents für sein verkaufsstärkstes Medikament gemeinsam mit der designierten Nachfolgerin Pille überlegt, wie das Unternehmen überleben könnte.
Die Strategie: Es wird schnell ein Mittelchen auf den Markt geworfen, um wenigstens kurzfristig „Mondpreise“ abzugreifen, während die Wirksamkeit mit gefälschten Studien und zurechtgebogenen Statistiken belegt werden soll und mehr Geld in die Werbung als in die Forschung gesteckt wird. Wichtige Erkenntnis des Abends: „Jeder möchte sich vom Pharmaschinken eine Scheibe abschneiden.“
Zeitreise bis zum Hippokratischen Eid
Daneben nehmen die Kabarettistinnen das Publikum mit auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Medizin, vom Hippokratischen Eid bis zur App vom Arzt, führen chaotische Zustände in Krankenhäusern vor Augen und haben schließlich eine wirklich wirksame Medizin parat: Singen hilf immer. Denn: „Man kann nicht gleichzeitig singen und Angst haben. Und da das Gesundheitssystem sehr, sehr beängstigend ist, muss einfach sehr, sehr viel gesungen werden.“
Es wurde aber auch sehr viel gelacht an diesem Abend, und das soll bekanntlich auch sehr gesund sein. Das Publikum machte mit seinem anhaltenden Applaus deutlich, dass es die Ratschläge der beiden Kabarettistinnen verstanden hat und vielleicht auch beherzigen werden. Denn: „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ein Theater ihres Vertrauens!“