Festspiele eröffnen neue Tribüne mit „Jesus Christ Superstar“
Das Programm der Festspiele soll einer besonderen Spielzeit gerecht werden.
Läuft alles wie geplant, starten die Eutiner Festspiele 2024 mit einer neuen, hochmodernen Tribüne in ihre nächste Saison. „Wir wollen schon einen Aufschlag hinlegen mit der neuen Spielstätte“, umschreibt Geschäftsführer Falk Herzog den Anspruch an diesen historischen Moment. Um diesem gerecht zu werden, haben die Festspiele ein Stück ausgewählt, das dem erfolgreichsten Musicalkomponisten der Gegenwart, Andrew Lloyd Webber, zum Durchbruch verhalf: Jesus Christ Superstar. Die Rockoper feiert am 5. Juli ihre Premiere auf dem grünen Hügel. Der Vorverkauf soll im September 2023 starten.
An der zweiten Produktion führte kein Weg vorbei, wie Geschäftsführerin Anna-Luise Hoffmann betonte: „,Der Freischütz‘ war natürlich als klassisches Stück gesetzt.“ Schließlich ist die Oper des in Eutin geborenen Komponisten Carl Maria von Weber der Grund dafür, dass die Festspiele im Jahr 1951 gegründet wurden. Zudem ist es schon eine Weile her, dass sie in Eutin auf dem Spielplan stand. 2016 war die bis dato letzte Aufführung. Die Freischütz-Premiere ist für den 19. Juli 2024 geplant.
Die Festspiele haben für das Werk „Jesus Christ Superstar“, dessen Text von Tim Rice stammt, nicht nur die Aufführungsrechte für 2024 erworben, sondern auch schon die wichtigsten Positionen für die Produktion besetzt: Regie, Musikalische Leitung und Choreografie. Für die Musik werden wie gewohnt die Mitglieder der Kammerphilharmonie (KaPhil) Lübeck zuständig sein.
Regisseur Till Kleine-Möller wirkt erstmals bei den Festspielen mit
Als Regisseur wurde Till Kleine-Möller verpflichtet. Der 32-Jährige hat seit 2016 eine Reihe von Operetten, Theaterstücken und vor allem Musicals inszeniert und wird erstmals bei den Eutiner Festspielen tätig. In diesem Jahr führt Kleine-Möller beim Musical „Titanic“ am Theater Solingen Regie.
Die musikalische Leitung liegt in bewährten Händen von Christoph Bönecker
Als musikalischer Leiter hat sich Christoph Bönecker in Eutin bereits einen Ruf erworben: Der 47-Jährige hielt sowohl 2021 beim Musical „Cabaret“ als auch 2022 bei „Ein Käfig voller Narren“ den Dirigentenstab in der Hand. Der in Hamburg lebende Musical-Experte ist international gefragt, in diesem Jahr dirigiert er beim Musical „Wüstenblume“ im Theater St. Gallen in der Schweiz.
Bönecker hatte auch den Kontakt zu Kleine-Möller hergestellt, den er in Fürth kennen gelernt hatte. „Da hat es sofort gefunkt“, schilderte der Regisseur die erste Begegnung mit dem Dirigenten. „Mit dem möchtest du mal zusammenarbeiten“, habe er gedacht. Man teile den künstlerischen Ansatz. Deshalb habe er sofort zugesagt, als Bönecker am Telefon gefragt habe, ob er nach Eutin kommen wolle.
Timo Radünz übernimmt die Choreografie
Ebenfalls schon vergeben ist die Aufgabe der Choreografie an Timo Radünz. Der an der Stage School Hamburg ausgebildete Musicaldarsteller steht seit 2012 auf der Bühne und hat seit 2015 auch die Gestaltung, Inszenierung und Choreografie bei zahlreichen Bühnenstücken übernommen, darunter „Saturday Night Fever“, „Ghost“ oder „Das Spongebob-Musical“.
Der Regisseur will den Boden von Jesus bis zu Greta Thunberg schlagen
Kleine-Möller kündigte ein optisches Spektakel vom Licht bis zu den Choreografien an. Er will die auf der biblischen Darstellung der Passion Jesu basierende Rockoper „Jesus Christ Superstar“, die 1971 erstmals am New Yorker Broadway aufgeführt wurde, in ein modernes Gewand tauchen und einen „Jesus 2.0“ nach dem Konzept des Retrofuturismus inszenieren. Der Bogen soll dabei von Jesus über Kreuzzügler und Bibelfanatiker bis hin zu Klima-Aktivistin Greta Thunberg reichen. Mit Hilfe von Live-Kameras und sozialen Medien solle gezeigt werden, wie Jesus die Kontrolle über seine Botschaft entgleite. „Wir wollen deutlich machen, wohin mediale Überflutung führt“, sagte der Regisseur.
Warum die Besetzung der Rolle Jesu eine Herausforderung wird
Das Verfahren zur Besetzung der Rollen in „Jesus Christ Superstar“ ist angelaufen, eine Ausschreibung veröffentlicht. Gesucht werden Darsteller für Jesus, die Apostel Judas, Petrus und Simon, die Hohepriester Kaiphas und Annas, den römischen Statthalter Pontius Pilatus, den judäischen König Herodes und das Ensemble der weiteren Apostel. Dabei solle die Besetzung so divers wie möglich erfolgen, auch bei den Aposteln, betonte Kleine-Möller. Eine besondere stimmliche Herausforderung werde dabei die Rolle Jesu. „Sie gilt als eine der schwersten Partien im Musical.“
Falk Herzog will die Chance nutzen und neues Publikum an Eutin binden
Aus Sicht von Falk Herzog schlagen die beiden Produktionen 2024 in einem besonderen Jahr für die Festspiele eine gute Brücke zwischen Tradition und Wagnis. „Die neue Spielstätte und das Eröffnungsjahr werden sicherlich nicht nur unserer Stammgäste interessieren, sondern auch neues Publikum nach Eutin locken“, ist er überzeugt. Dieses wollten die Festspiele über das Eröffnungsjahr hinaus für Eutin gewinnen.
Zum Musical „Jesus Christ Superstar“
Die Uraufführung von „Jesus Christ Superstar“ erfolgte am 12. Oktober 1971 im Mark Hellinger Theater in New York City. Es war das dritte Werk des damals 23-jährigen Studenten des Royal College of Music in London, Andrew Lloyd Webber, und auf Anhieb ein Erfolg: Die Original-Inszenierung lief am Broadway 720 Mal. Die Rockoper war zugleich das erste Werk von Webber, das 1973 fürs Kino verfilmt wurde. Die Texte stammen von Tim Rice, mit dem Webber mehrfach und über Jahrzehnte hinweg zusammengearbeitet hat.
Die Handlung des Stücks orientiert sich an der biblischen Darstellung der letzten Tage Jesu Christi, löste aber Protest christlich-konservativer Kreise aus. Der entzündete sich vor allem an der Darstellung von Judas, der für die Kritiker als zu sympathisch charakterisiert wurde.
In Deutschland wurde das Musical am 18. Februar 1972 erstmals aufgeführt: In Münster und in deutscher Sprache. Die Produktion in Eutin wird ebenfalls in deutscher Sprache zu hören sein – nach einer Fassung von Anja Hauptmann.