Eutiner Festspiele „Ein Käfig voller Narren“ lehrt Toleranz – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger
Bergfest für die Proben für „Ein Käfig voller Narren“: Bevor am 1. Juli das Stück Premiere bei den Eutiner Festspielen feiert, gab das Ensemble Einblick in die bisherige Arbeit.
„Wir sind gut in der Zeit“, sagte Regisseur Tobias Materna. Trotz des wechselhaften Wetters sei das Team oft auf der Freiluftbühne unterwegs. Kürzlich habe es einen ersten Gesamtdurchlauf der bislang geprobten Einzelszenen gegeben. Und auch die Accessoires und Kostüme finden stetig den Weg in den Fundus – darunter auch die für das Stück obligatorischen Highheels für die Hauptdarsteller.
Musical-Star Uwe Kröger, der in die Rolle von Albin/Zaza schlüpft, ist begeistert von der Atmosphäre. „Ein tolles Team und ein tolles Theater“ habe der 57-Jährige in Eutin gefunden. „Es ist alles sehr familiär, es wird mit viel Liebe zum Detail gearbeitet“, sagt Kröger.
Insbesondere das Miteinander der Akteure sei hervorzuheben – vor allem mit dem weiteren Hauptdarsteller Livio Cecini (Georges) verbinden ihn inzwischen freundschaftliche Bande. „Es kommt mir vor, als wären wir bei der Geburt getrennt worden“, scherzt Kröger.
Die „gelebte Akzeptanz und Toleranz“, wie sie Kröger beschreibt, scheint vom Stück auf das Ensemble abzufärben. Denn auch in „Ein Käfig voller Narren“ geht es um Wertschätzung des anderen und insbesondere das Akzeptieren des Andersartigseins. „Liebe spielt eine zentrale Rolle – egal welchen Geschlechts“, sagt Regisseur Materna und ergänzt, dass es eigentlich schade sei, „dass wir überhaupt immer noch über Toleranz reden müssen“.
Das Theaterstück von Jean Poiret aus dem Jahr 1973, das 1978 verfilmt wurde und als der erste weltweit erfolgreiche Spielfilm über die queere Szene gilt, kommt in Eutin jedoch nicht mit einem erhobenen Zeigefinger daher – und auch nicht als reine glamouröse Travestieshow. „Es geht um eine Familiengeschichte. Und jeder findet sich in dem Stück wieder“, sagt Kröger.
Trotz aller Herzenswärme im Team: Die Proben seien bislang recht anstrengend gewesen, sagt Materna insbesondere mit Blick auf die erstmals geplante Spätvorstellung. Denn um die neuen Beleuchtungseffekte zu testen und einzurichten, müsse die Dämmerung abgewartet werden. Das bedeute für das Team Zeit überbrücken, bis es wirklich dunkel wird – und so erweitere sich der Probentag auch in die Nacht hinein. Aber für Materna gibt es ein klares Ziel für die Eutiner Version von „Ein Käfig voller Narren“: „Es soll eine spritzige Show sein, aber auch elegant.“
Weitere Infos und das gesamte Programm der Eutiner Festspiele finden Interessierte unter eutiner-festspiele.de.