Viele Teile der Tribüne kommen aus dem Kreis Pinneberg
Eine Rellinger Firma stellt wesentliche Teile für die Eutiner Zuschauertribüne her
Seit beinahe 50 Jahren ist die knapp 100-jährige Firma Gawron in Rellingen. Bekannt ist sie für ihre Zäune und Tore. Dabei stellt das Metallbauunternehmen noch ganz andere Dinge her. Jetzt zum Beispiel Teile für die neue Seetribüne in Eutin. Ein Werkstatt-Besuch.
Arbeiten unter Hochdruck
Laut ist es in der Halle an der Rellinger Industriestraße. Bei Gawron wird gerade mit Hochdruck an der Tribüne für die Eutiner Seebühne gearbeitet. Ein Prestigeobjekt, das insgesamt gut 16,5 Millionen Euro kosten wird, modern, mit Platz für 1945 Besucher. Und die sollen am 28. Juni auf einer Konstruktion aus Rellingen sitzen. Denn dann wird der neue Stolz Eutins für die Bevölkerung eröffnet.
Die Metallbauer schweißen derzeit hoch konzentriert, mit Helm und Lärmschutz die Konsolen für die Tribünenkonstruktion. Sieben verschiedene Gradzahlen sind dabei zu beachten, die Tribüne ist schließlich geschwungen, das macht die Konstruktion etwas tricky. An die meisten der mehr als 800 stählernen Konsolen werden später drei Stühle geschraubt, an einige wenige nur einer oder zwei. Jeweils mit vier Schrauben. Alles ist demontierbar. Und feuerverzinkt, das macht es besonders widerstandsfähig gegen Rost und Korrosion.
Zeitschiene ist sehr sportlich
Seit vier Wochen dreht sich bei Gawron fast alles um Seebühne. Einige Mitarbeiter sind schon vor Ort auf der Großbaustelle beim Eutiner Schloss, wo im Juli die Festspielsaison startet. „Für die Monteure ist das harte Arbeit, weil das sehr schwere Konsolen sind. Und: Die Zeitschiene ist sportlich“, sagt Inhaber Volker Gawron, der auch Vorstand und Obermeister der Metall-Innung des Kreises Pinneberg ist.
Es hänge einiges an Logistik an dem Bau dieser Tribüne, wo Beton-, Holz- und Stahlbauer eng verzahnt zusammenarbeiten. Und dann begännen bald schon die Proben für das Musical „Jesus Christ Superstar“, während denen die Arbeiten dann jeweils stundenweise ruhen müssen. Aber er habe keinerlei Zweifel daran, dass die Tribüne pünktlich eröffnen werde.
Großes Lob für den Entwurf
Gawron gerät beim Anblick der Pläne fast ein wenig ins Schwärmen. Die austernartige Form schmiege sich gut in die Umgebung des Sees und des Naturschutzgebietes drumherum, später soll man auch mit Booten anlegen können. Gawron ist begeistert. „Das wird richtig geil. Ich würde mir Karten kaufen.“
Die kompletten Stahl-Arbeiten obliegen der Rellinger Firma. Dazu gehören nicht nur die Traversen und Sitzkonstruktionen, sondern auch die Geländer und Treppen in den Orchestergraben. 80 Mitarbeiter hat das Unternehmen, das 2032 runde 100 Jahre alt wird und seit 1975 seinen Sitz in der Rellinger Industriestraße hat. Zusätzlich zu Großprojekten wie der Tribüne in Eutin und im Volksparkstadion und den Zäunen für den G8-Gipfel in Heiligendamm fertigen die Rellinger aber auch nach wie vor Zäune für Privatleute. Selbst einzelne Stahlschrauben können bei den Gawrons gekauft werden, die auch schon mal 17 Kilometer Zaun in Ägypten gebaut haben.
Viele Arbeiten in der Hamburger Region
„Im Normalfall arbeiten wir aber in der Metropolregion Hamburg“, so der Ingenieur. Viele der Hamburger Fahrradbügel stammen aus Rellingen, die Elefantenkäfige bei Hagenbeck und das Elefanten-Eingangstor des legendären Tierparks ebenso. Stahl sei zwar energieintensiv in der Herstellung, aber dennoch nachhaltig, so Gawron. Nicht nur, weil es sehr, sehr lange halte. Bei der Herstellung muss Stahl durch die Zugabe von altem Stahlschrott gekühlt werden. Es gebe somit eine Mindestrecyclingquote. „Man kann aus Stahl immer wieder hochwertigen Stahl herstellen“, betont Gawron. Aber meist müsse man das nicht. Konstruktionen aus Stahl, egal ob Zäune oder Tribünen, könnten viele Jahrzehnte überdauern. Erst recht, wenn sie in Handarbeit entstanden seien.