Verbrechen und die Folgen des Schweigens
"Wölfinnen": Ein berührendes Kammerspiel um Leid, das durch Schweigen noch vergrößert wird
In Zusammenarbeit mit dem Kulturbund präsentierten die Eutiner Festspiele das Zwei-Personen-Stück „Wölfinnen“ mit Irene Kleinschmidt und Franziska Mencz, das auch das Eutiner Publikum sehr beeindruckte. In dem Werk des Autors und Regisseurs Hans König geht es um Verbrechen, die Frauen erlitten haben und totgeschwiegen werden, und die Folgen, die mit der Verweigerung einer Auseinandersetzung für die betroffenen Frauen und auch ihre Nachfahren verbunden sind.
Das mit großer inhaltlicher Fülle ausgestattete Kammerspiel zeigt den Zuschauern Susanne, die in Quedlinburg ihre sterbende Mutter Waltraut pflegt. Kurz vor deren absehbaren Tod erscheint die jüngere Schwester Inga, die lange im Westen lebt und ihre Mutter ein letztes Mal sehen möchte.
Die Schwestern haben sehr verschiedene Lebensläufe. Susanne, die die Mutter jahrelang pflegte, sieht sich als Opfer der Wende und des politischen Systems. Die jüngere Schwester ist erfolgreiche Akademikerin im Westen.
In einem schmerzhaften Annäherungsprozess entdecken sie, wie sehr die von der Kriegs- und Nachkriegszeit geprägten Verhaltensmuster ihrer Großmutter und Mutter sie geprägt haben. Darüber finden sie langsam wieder einen Zugang zueinander, thematisiert werden dabei auch die Übertragungen erlittener Traumata zwischen den Generationen. Die außergewöhnliche Leistung der beiden Schauspielerinnen belohnte das Publikum mit großer Konzentration und intensivem Applaus.