Schräge Show und Raum für große Gefühle
Erschreckt blicken zwei Spaziergängerinnen nebst Hund auf – was ist in der Opernscheune los, muss frau sich Sorgen machen? Aber nicht doch: Die beiden Streitenden halten sich exakt ans Textbuch fürs Musical „Ein Käfig voller Narren“, für dessen Aufführung bei den Eutiner Festspielen in dieser Woche die Proben begonnen haben.
„Wir sind froh, dass endlich wieder das Musiktheater mit seiner Dynamik und bunten Lebendigkeit den Alltag in der Opernscheune beherrscht“, erklärte Geschäftsführer Falk Herzog bei der Begrüßung des Musical-Ensembles. Ursprünglich hatte „Der Käfig voller Narren“ bereits 2020 auf der Seebühne stattfinden sollen, aber die Corona-Pandemie machte damals einen Strich durch die komplette Saisonplanung. Doch nun, zwei Jahre später, ist bei allen Akteuren die Vorfreude groß, dem Publikum in Eutin eines der weltweit erfolgreichsten Musicals der letzten Jahrzehnte präsentieren zu können.
Gut die Hälfte der Akteure, die singend, tanzend und schauspielernd insgesamt 20 Rollen im „Käfig voller Narren“ verkörpern, war bereits in der vorigen Saison beim Riesenerfolg von „Cabaret“ mit von der Partie. Dazu gehören auch Jasmin Eberl und Julian Culemann, die in den Hauptrollen als Liebespaar zu Publikumslieblingen wurden.
Erneut übernimmt Tobias Materna (Regie) zusammen mit Vanni Viscusi (Choreografie und Co-Regie) und Christoph Bönecker die Verantwortung für die Inszenierung. Sein Credo: „Es geht in dem Musical ‚Ein Käfig voller Narren‘ nicht nur um ‚schräge Vögel‘ in außergewöhnlichen Kostümen, sondern auch um solch große Themen wie Liebe, Toleranz und Respekt. Könnte das Stück selber sprechen, würde es mit seinem großen Hit sagen: ‚Ich bin, was ich bin!‘ – nämlich eine ganz eigene Mischung aus schräger Unterhaltung, großer Show, melancholischen Momenten und Raum für große Gefühle, sowohl auf als auch hinter der Bühne.“
Als Glücksfall wertet es Tobias Materna, dass mit Uwe Kröger ein ganz Großer dieses Bühnenfachs erstmals auf der Seebühne auftritt: „Besonders glücklich macht mich, dass es ein persönlicher Wunsch von Uwe Kröger war, die Rolle der Zaza in Eutin spielen zu wollen. Einen der Stars der deutschen Musical-Szene als Hauptdarsteller beziehungsweise in diesem Fall auch als Hauptdarstellerin zu haben, darf man durchaus als Geschenk für Eutin betrachten.“
Uwe Kröger, der in diesem Frühsommer auch noch in Füssen im Ralph-Siegel-Musical „Zeppelin“ führend mitwirkt, freut sich „wie ein Kind“ auf die Zusammenarbeit mit dem Regieteam Materna, Viscusi und Bönecker. Seinem Debüt bei den Eutiner Festspielen fiebert er förmlich entgegen: „Eutin, ich komme! Wie sehr habe ich Zaza/Albin vermisst. Ich bin überglücklich, ein zweites Mal in diese wundervolle Rolle schlüpfen zu dürfen.“
Denn kein anderes Stück breche derartig bewegend eine Lanze für Vielfalt, Akzeptanz und bedingungslose Liebe. Uwe Kröger: „Die Geschichte kann das Denken der Menschen verändern und Mut machen. Der zentrale Song ‚Ich bin was ich bin‘ ist ein Plädoyer für Selbstachtung, Freiheit und Gerechtigkeit.“
Bevor aber das Eutiner Publikum am 1. Juli erstmals Gelegenheit hat, diese Botschaften zu überprüfen, stehen dem Bühnenensemble sechs harte Arbeitswochen bevor. „Die Zeit ist hier immer knapp bemessen, um eine Inszenierung vorstellungsreif zu erarbeiten. Aber ich bin optimistisch, dass unserem Team das wie schon bei ‚Cabaret“ wieder großartig gelingen wird“, sagt Produktionsleiterin Anna-Luise Hoffmann. Sie ist jetzt täglich gefordert, dass für die Proben rund um die Opernscheune beste Bedingungen herrschen. Wenn es also am Betriebsgebäude der Festspiele mal wieder laut wird: Hier ist ein Käfig voller Narren am Werk.