„Musik ist für mich wie Tagebuch schreiben“
Sie kann sehr viel und ist trotz ihrem Erfolg sehr nahbar und bodenständig geblieben
Yvonne Catterfeld ist bekannt als Schauspielerin, Coach bei „The Voice of Germany“, Sängerin und Komponistin, sie hatte Klavier-, Gitarren-, Gesangs-, Ballett- und Tanzunterricht. Seit 2001 ist die 1979 in Erfurt geborene Künstlerin in der deutschen Medien- und Musiklandschaft präsent. Mit ihrem jüngsten, mittlerweile achten Album „Change“ schlug Yvonne Catterfeld ein neues musikalisches Kapitel auf: Sie singt erstmals komplett auf Englisch und hat an jedem der Lieder mitgeschrieben, einige Songs stammen komplett aus ihrer Feder. Constanze Emde vom Schleswig-Holsteinischen Zeitungsverlag sprach mit der Künstlerin, die trotz ihrem großen Erfolg immer nahbar und bodenständig geblieben ist.
Was hat Sie dazu inspiriert, Schauspielerin und Sängerin zu werden?
Yvonne Catterfeld: Das ist eine lange Geschichte. Ich habe eigentlich immer gesungen, von klein auf, wenn damals auch nur hinter verschlossenen Türen. Ich war ein unscheinbares, eher jungenhaftes Mädchen und nicht das Beliebteste. Aber immer, wenn ich etwas Musikalisches gemacht oder Theater gespielt habe, dann bin ich aufgeblüht und habe gemerkt, dass da etwas Besonderes in mir ist, meine Kraft. Ich habe viele Instrumente gespielt und musste mich dann nur irgendwann entscheiden zwischen Musik und Tanz.
Es ist Musik und Schauspiel geworden. Ihr Durchbruch kam mit „Gute Zeiten, schlechte Zeiten“, oder?
Ja, damals habe ich vorher aber auch schon Musik gemacht und rausgebracht. Ich habe parallel studiert an der Hochschule für Musik und wollte alles, aber kein singender Soapie sein, wie ich dann schnell genannt wurde. Ich dachte mir, das wäre eine nette Idee, um Geld parallel zum Studium zu verdienen und bin dann da so hineingeschliddert, hab Blut geleckt, weil es mir wirklich Spaß gemacht hat und bin hängen geblieben.
Wie war es, als Sie dann auf der Straße als der GZSZ-Star erkannt wurden?
Mir wurde zwar gesagt, pass auf, das kann krass werden, wenn wir die ersten Sendungen ausstrahlen, aber dass es dann so krass wird, hätte ich nicht gedacht. Es war nie mein Traum, überall erkannt zu werden, ich wollte doch nur mein Ding machen. Plötzlich fühlt es sich in der Straßenbahn an, wie in einem Foto-Automaten. Da habe ich lange drunter gelitten und mich auch in meiner Freizeit versteckt. Ich habe meine Arbeit geliebt, bin dann auch in andere Rollen und Filme und habe mich gewöhnt, einen guten Umgang damit zu finden. GZSZ war da ein wirklich gutes Training.
Mittlerweile singen Sie auf Englisch, angefangen haben Sie auf Deutsch. Warum der Wandel?
Es war Bedingung des Plattenvertrags, den ich 2000 unterzeichnet habe, dass ich deutsch singe. Es war die Zeit von Joy Denalane, die ich sehr schätze, und Xavier Naidoo. Sie sangen auf Deutsch und es funktionierte, im deutschen Musikgeschäft geht man ungern Risiken ein. Ich habe mir dann rausgehandelt, dass ich ein Song pro Album Englisch singe. Ich war damals mit meinem Produzenten weit voraus, RNB und Soul gab es so damals noch nicht, wie wir es machten. Bei The Voice hab ich mich ertappt, wie ich den Teams rate, beim Englischen zu bleiben und lieber die Plattenfirma zu wechseln, als ihre Sprache der Musik. Da ging mir ein Licht auf und das erste englischsprachige Album entstand.
Mit dem Album werden Sie auch nach Eutin kommen. Was erwartet die Besucher?
Großartige Musiker, mit denen ich unterwegs bin. Ich bin so dankbar, dass ich sie gefunden habe. Eigentlich singe ich auch viele Chöre auf den Alben selber, aber als ich bei einem Konzert der Gospelsänger war, musste ich heulen, so berührt und beeindruckt war ich.
Yvonne Catterfeld, Sie sind auch eine Mutter, nicht nur Sängerin und Schauspielerin oder Beraterin bei The Voice. Wie gelingt Ihnen die Balance zwischen Ihrer Karriere und Ihrem Privatleben?
Wir führen wirklich ein extrem normales Leben. Aber ich habe lernen müssen, Stopp zu sagen, wenn ich privat unterwegs bin. Ob mit der Freundin oder mit meinem Sohn, ich mache dann keine Bilder, bitte die Menschen um Verständnis. Doch manche kreisen nur um sich selbst und verstehen das gar nicht. Man merkt in jedem Fall den Unterschied, ob sich Fans wirklich freuen über ein gemeinsames Bild oder es nur ein Zusatzbild für die Insta-Story ist.
Bei Anfragen, Konzerten oder Terminen lautet mein Motto: „Mein Sohn geht vor.“ Früher habe ich ihn auf Drehtage mitgenommen, meine Eltern waren dann dabei und haben sich um ihn gekümmert. Das geht so nun mit der Schule nicht mehr. Wenn ich arbeite und an Songs schreibe, dann während der Schulzeit oder ich igel mich ein, wenn er mal Urlaub mit seinem Vater oder den Großeltern macht. Denn der ganz normale Alltag von jedem - ob Einkauf, Schule oder Haushalt wartet ja auch auf uns. Kreative Schaffenskraft ist da schwierig von 8 bis 12.
Was bedeutet Ihnen Musik?
Musik ist für mich wie Tagebuch schreiben, eine Ausdrucksform, wo manchmal die passenden Worte nicht zu finden sind. Ich bin ein sehr emotionaler Mensch, würde mich selbst auch als hochsensibel beschreiben, was etwas Gutes ist, in der Musik - ohne wüsste ich manchmal gar nicht, wohin mit meinen Emotionen. Mit Musik lässt sich viel transformieren, ich habe Playlists für alle möglichen Momente, für Motivation oder wenn ich mich auspowern will für happy-mood und good vibes.
Good Vibes ist auch das Motto für Ihr neues Album, wann können Ihre Fans mit der Veröffentlichung rechnen?
Geplant ist nächstes Frühjahr. Und anders als bei Change, wo es um Trennung, Veränderungen und Zweifel geht und es einfach nur so aus mir herausfloss, ist es unter dem Motto „Good Vibes“ deutlich schwieriger, positive Texte zu schreiben, die nicht oberflächlich und banal sind. Aber das schaff’ ich schon und ich freue mich auf die Zeit mit den Musikern im Studio.