Michèl von Wussow in Eutin
In Scharbeutz aufgewachsen, hatte der junge Musiker ein Heimspiel in der Opernscheune
„Moin, Eutin!“ rief der 28-jährige Singer-Songwriter Michèl von Wussow aus Klingberg (Ostholstein) den rund 200 Zuschauern in der Eutiner Opernscheune zu. Das kleine, exklusive Konzert des Newcomers, zu dem die Eutiner Festspiele am Sonnabend geladen hatten, war für den energiegeladenen Indie-Popmusiker wie für das begeisterte Publikum etwas Besonderes.
Vor rund einem Jahr performte Michèl von Wussow bei „Inas Nacht“ seinen berührenden Song „Narbenherz“, der seiner Mutter gewidmet ist („die krasseste Person, die ich kenne“). Jetzt geht es für ihn richtig los: Der Sänger und seine Band gehen ab November erstmals auf Deutschland-Tour. In diesem Jahr hat der zum Musikstudium nach Hannover gezogene von Wussow sein Debütalbum „Angst gegen Vertrauen“ veröffentlicht.
Etwas ganz besonderes
Er hat bereits Gastauftritte bei Künstlern wie Johannes Oerding, Ingo Pohlmann, Udo Lindenberg hinter sich. Jetzt in der kleinen, fast intimen Studiobühne der Opernscheune wirkte er so, als könne er das alles selbst nicht recht glauben. „Es ist für mich was ganz Besonderes, hier in der heimatlichen Gegend aufzutreten“, sagte er zu Beginn, noch etwas aufgeregt. „Und am Schlagzeug sitzt mein früherer Lehrer vom Hamburger Popkurs!“ Gemeint war Reiner Hubert.
Die Euphorie und die überbordende Energie Michèl von Wussows übertrugen sich auf das Publikum. Mit einer druckvollen Stimme, mal mit E-Gitarre, mal mit Akustik-Gitarre, sang und spielte er sich die Seele aus dem Leib. Seine Songs sind voller Gefühl, oft nachdenklich, und erzählen von Erlebtem. Ob er über seine Mutter („Narbenherz“), seinen Vater („Berg“) oder über eine Freundin singt, ob über eine Frau, die er durch eine Panikattacke begleitet hat („Atmen“): Immer ist er schonungslos ehrlich.
Über seinen Vater hat er diese Zeilen verfasst: „Du bist so kalt, ein Berg aus Eis, ich habe dich nie erreicht“. Das „Narbenherz“ seiner Mutter besingt er mit den Worten „Wenn das hier explodiert, fügst du es neu zusammen. Und alles, was zerbrochen war, wird ganz.“
Festival-Feeling
Während des Konzerts hüpfte von Wussow über die Bühne, strahlte seine drei Mitmusiker an, kommunizierte mit dem Publikum, forderte es zum Mitsingen und gegen Ende des einstündigen Konzerts zum Aufstehen auf. So entstand wenigstens etwas Festival-Feeling. Musiker wie Publikum machten das Beste aus den für ein lautes Popkonzert nicht idealen räumlichen Bedingungen und der leider nicht optimalen Soundqualität. Nach dem Konzert ging es an den Merchandising-Stand. Es läuft gut für Michèl von Wussow.