Klangvoller Abschied von Eutin
Nach 33 Jahren verabschiedet sich Hilary Griffiths als langjähriger Leiter der Eutiner Festspiele mit zwei großen Gala-Abenden
Begonnen hat diese Zeit vor 33 Jahren, im Jahr 1991. Bis 2006 war Griffiths musikalischer Leiter der Eutiner Sommeroper und kam auch danach immer wieder für einzelne Engagements zurück. Doch die beiden Gala-Abende am Samstag und Sonntag sollen nun wirklich den Schluss- und vielleicht auch Höhepunkt seiner Verbindung mit Eutin bilden.
„Es gibt immer einen Moment, um zu gehen“, sagt der 75-Jährige. Ganz offen gibt er zu, dass die Entwicklung der Festspiele vom Opernbetrieb hin zu einer Veranstaltungsreihe mit Musicals und Konzerten bekannter Popsänger ihm nicht gefällt. „Die Festspiele entwickeln sich in eine andere Richtung als ich“, sagt er.
Wehmütiger Blick zurück
Trotzdem werde er auch ein wenig wehmütig, wenn er an all die schönen Jahre in Eutin und all die schönen Erinnerungen denkt. Und einige dieser Erinnerungen will er bei den Gala-Abenden, die von Bastian Sick moderiert werden, mit dem Publikum teilen. Mit jedem der ausgewählten Stücke verbindet er einen besonderen Moment in Eutin.
Angefangen etwa bei der Ouvertüre zu Mozarts Zauberflöte. Die wird nicht nur in der kommenden Spielzeit wieder in Eutin gespielt, sondern stand auch in der ersten Saison von Hilary Griffiths auf dem Programm. Noch heute er das Bild vor Augen, wie in einer lauen Sommernacht 50 Männer mit glühenden Fackeln auf die Bühne kamen und bei langsam untergehender Sonne „ O Isis und Osiris“ sangen.
Wiedersehen mit Weggefährten als Solisten
Als seine Lieblingsinszenierung des früheren Intendanten Siegfried Grote bezeichnet Griffiths Die lustigen Weiber von Windsor von Otto Nicolai, die im Jahr 2003 gespielt wurden. Damals spielte Andreas Hörl eine der Hauptrollen und auch jetzt, bei den Gala-Abenden, wird er wieder zu Gast sein.
Griffiths hat zu seinen Abschiedskonzerten einige alte Weggefährten eingeladen. Neben dem Bass Hörl werden auch Tetiana Miyus (Sopran), Wioletta Hebrowska (Mezzosopran) und der Tenor Thomas Mohr auftreten, hinzu kommen der Chor der Eutiner Festspiele sowie die Kammerphilharmonie Lübeck.
Während Hilary Griffith die meisten der geplanten Stücke in den vergangenen Jahrzehnten schon einmal gespielt hat, trifft das auf einen Marsch aus Paul Hindemiths Symphonisches Metamorphosen nach Themen von Weber nicht zu. Dieses Werk sollte ursprünglich im Jahr 2020 aufgeführt werden, wurde dann aber wegen der Corona-Pandemie abgesagt. Nun also wird es doch noch auf dem Eutiner Grünen Hügel gespielt werden.
Bewusst Oper und Operette
Ganz bewusst hat Griffiths sich für Opern- und Operettenmelodien und gegen Musicalstücke bei seinen Galaabenden entschieden. Er wünscht sich, dass durch die Auswahl der Stücke auch Leute, die sonst keinen direkten Bezug zur Oper haben, einen Zugang zu ihr bekommen. Nur ein Wunsch ist noch größer: „Ich hoffe sehr, dass die Leute nach den Gala-Abenden glücklich sind.“
Glücklich und ein wenig wehmütig wird nach den Schlussakkorden auch Hilary Griffiths sein. „Ich habe im Laufe der Jahre viele Freunde in Eutin gefunden.“ Und nicht nur er, für seine ganze Familie waren die Sommer in Eutin wichtige Jahre. Sein jüngster Sohn war erst ein Jahr alt bei Griffiths‘ ersten Engagement in Eutin. Im Laufe der Jahre wurden die Kinder immer wieder Teil der Inszenierungen. Ein Sohn stand als Krokodil in der Zauberflöte auf der Bühne, ein anderer wurde als Fünfjähriger vom damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog bei der Premiere von Wagners Der fliegende Holländer bewundernd auf seine Anwesenheit angesprochen.
Finale mit einem ernsten Werk
Auch an diesem Wochenende werden Frau und Kinder wieder in Eutin dabei sein. Und erleben, welches ungewöhnliche Stück Griffiths sich als Abschluss der Galaabende ausgesucht hat. Traditionell wird das Publikum eher mit einem leichten, beschwingten Stück in den Abend verabschiedet.
Nicht aber in diesem Jahr. Griffiths hat sich stattdessen für Beethovens „Ode an die Freude“ entschieden. „Wenn das schon mein letzter Auftritt in Eutin ist, dann soll er mit einem ernsten und wertvollen Stück enden.“