Getrennte Ensembles, eigene Schnelltests: Was Corona für die Spielzeit bedeutet
EUTIN | Die Kostüme stehen auf der Probebühne bereit, die Telefone Klingeln für die Kartenbestellungen und Ole Kwiatkowski und sein Team haben bereits den neuen Boden der Bühne fertig aufgebaut. Es ist wieder Leben in der Opernscheune eingekehrt und das freut das Geschäftsführerteam Falk Herzog und Anna-Luise Hoffmann.
„Wir können uns endlich wieder unserer eigentlichen Aufgabe widmen und die Künstler freuen sich nach dem vergangenen Jahr so richtig, dass es nun wieder los geht“, sagen beide unisono.
Der ein oder andere Solist könne es noch nicht ganz glauben, sagt Hoffmann. „Die meistgestellte Frage zu Beginn eines Telefonates war immer: ,Spielt ihr wirklich?'“, sagt die Anna-Luise Hoffmann. Denn während bei steigenden Inzidenzen viele Festivals und Festspiele nach und nach auch die Sommersaison 2021 absagten, hielten die Eutiner an ihrem Vorhaben fest und die Menschen danken es mit zahlreichen Kartenreservierungen.
„Wir gehen auf die 10.000 Karten zu, das freut uns wahnsinnig und wird, wenn wir wissen, wie viele Besucher pro Veranstaltung erlaubt sind, eine logistische Heruasforderung, alle Wünsche zu erfüllen oder ein anderes Angebot zu machen“, sagt Herzog. Die Festspiele hoffen auf 1000 Besucher pro Vorstellung, aktuell könnten sie aber nur von 600 ausgehen. Die nächste Landesverordnung könnte weitere Lockerungen bringen. Im Hintergrund laufen Pläne für Zusatz-Veranstaltungen im August, so Herzog.
Corona-Regeln bestimmen den Probenbetrieb und Pläne für die Spielzeit
Was sonst einem großen kreativen Bienenschwarm gleicht, wenn zwei Ensembles in der Spielzeit in der Opernscheune für Proben aufeinandertreffen, durch Maske und Schneiderei ziehen und in den Pausen in der Kantine zusammenkommen, verbietet Corona und die damit verbundenen Schutzmaßnahmen. Die Ensembles proben getrennt und begegnen sich in der Opernscheune in diesem Jahr nicht, sagt Herzog. Auch die Probenzeit sowie die Premiere des Musicals haben Hoffmann und Herzog um gut zwei Wochen verschoben, als die Inzidenzwerte in Ostholstein nach oben kletterten. Dienstag ist nun Probenstart. Mit Tobias Materna kommt ein corona-erfahrener Regisseur in die Opernscheune, der im Oldenburger Staatstheater bereits unter den neuen Bedingungen inszeniert habe.
Die beiden Stücke – „Cabaret“ und „La Bohème“ – wurden schon im vergangenen Jahr extra so ausgewählt, dass sie ohne großes Ensemble funktionieren: Vor Corona hatte das Musical rund 30 Ensemble-Mitglieder, bei den Eutiner Festspielen werden ab Dienstag sieben Solisten mit der Probe beginnen und neun Ensemblemitglieder hinzukommen. Noch etwas kleiner ist das Ensemble für „La Bohème“, dessen Proben nach der Premiere des Musicals beginnen.„Wir müssen in diesem Jahr zwei Kohorten bilden und die Mitglieder streng trennen. Auch haben wir eigens eine Medizinisch-technische Assistentin eingestellt, die jeden vom Bühnenmaler bis zum Solisten mehrmals wöchentlich sowie zusätzlich vor den Aufführungen testet“, sagt Herzog. Alles soll so sicher wie möglich sein.
Neue Bühne soll mehr Nähe zum Publikum ermöglichen
Der neue Bühnenaufbau dreistufig und deutlich länger als sonst. Er ragt bis über den Orchestergraben, was aber kein Problem für die Akustik darstellt, sondern so gewollt ist. „Die Musiker sitzen im sogenannten Orchesterhaus auf der Bühne. Über diese Art von Aufbau wollen wir noch mehr Nähe zum Publikum ermöglichen“, sagt Herzog. Das Orchesterhaus wird gerade von Ole Kwiatkowski und seinen fleißigen Kollegen zusammengezimmert. Bühnenmaler Alp Tokat malt auch in diesem Jahr das von Jörg Brombacher entworfene Bühnenbild.
Tickets mit Zeitslots: Einlass wird zeitlich nach Blöcken gestaffelt
Auf Tische vor dem Gastro-Pavillon müssen die Festspiel-Besucher in diesem Jahr verzichten. „Wir werden das Bauhofareal bestuhlen und so die Möglichkeiten des Verweilens schaffen, aber wir können auf der kleinen Fläche vor dem Pavillon die Menschen, die warten mit denen, die verweilen wollen, nicht mischen“, sagt Herzog. Ebenso neu wird die Einlass-Situation: Auf jedem Ticket werden Zeitfenster stehen, zu denen die Bereiche platziert werden, um auch hier unnötige Mischungen zu vermeiden.