Eutins Wirtschaft braucht Festspiele und ihre Besucher
Die Absage der Eutiner Festspiele für die Spielzeit 2023 war ein Schock für Gastronomie und Handel in Eutin. Hohe Umsatzeinbußen werden befürchtet, wenn zigtausend Besucher der Stadt fehlen.
Die Absage der Eutiner Festspiele für die Spielzeit 2023 war ein Schock für Gastronomie und Handel in Eutin. Hohe Umsatzeinbußen werden befürchtet, wenn zigtausend Besucher der Stadt fehlen.
Die Eutiner Festspiele sind im Sommer kultureller Magnet für Eutin weit über die Grenzen von Stadt und Kreis hinaus. Mehr als 35.000 Gäste kamen allein in dieser Saison zu Besuch und die meisten von ihnen mit einer Anreise von 50 und mehr Kilometern. „Die meisten verbringen den Tag hier in der Stadt, kaufen sich was Schönes zum Anziehen und kommen bei uns oder anderen Gastronomen zum Essen vorbei“, weiß Marcus Gutzeit. Er ist im Vorstand der Wirtschaftsvereinigung (WVE) aktiv und profitiert mit seinem Betrieb von den Festspielen.
„Wir sind wirtschaftlich stark betroffen von den Festspielen – als Stadt und Region. Das war der Grund, weshalb die Wirtschaftsvereinigung damals die Festspiele übernommen hatte, damit die Wirtschaft hier am Leben bleibt“, so Gutzeit, der 2011 bis 2013 auch Geschäftsführer der Festspiele war. Mit dem Wissen, wie viel Bedeutung die Festspiele für Eutin haben, sei es für ihn nur schwer vorstellbar, dass sich niemand von Land oder Stadt als Vermittler einschalte, um zwischen Schloss und Festspielen zu vermitteln, wo eine Interimsbühne stehen könne.
„Ich kann mir vorstellen, dass es keine einfachen Verhandlungen sind mit dem Schloss“, sagt Gutzeit. Eine solche Magnetwirkung wie die Festspiele über eine Saison habe sonst kein Kulturbetrieb in der Stadt. „Die Hundertwasser-Ausstellung im Ostholstein-Museum, die war auch ein wirklicher Gäste-Magnet. Aber im Schloss selbst, passiert nichts mit vergleichbarer Wirkung für Eutin. Aber jeder, der in Eutin Geld verdient, braucht die Festspiele“, so Gutzeit. Deshalb sei die Suche nach einer Lösung nicht nur für 2023, sondern auch unbedingt 2024, falls der Tribünenbau länger dauere, essentiell aus seiner Sicht und sofort in Angriff zu nehmen.
Auch Julia Hoth vom gleichnamigen Brillen-Geschäft in der Peterstraße war erschüttert, als sie von der Absage hörte und „dass es zu keiner Einigung“ gekommen sei. „Wenn die Festspiele stattfinden und Künstler und Besucher da sind, ist eine ganz besondere Stimmung in der Stadt, es ist einfach schön“, sagt Hoth, die auch im WVE-Vorstand ist. Die mehr als 30.000 Besucher ins Zentrum der Eutins zu ziehen, schaffe kein sanierter Marktplatz, so Hoth, „die werden der Wirtschaft fehlen.“ 2024 dürfe auf gar keinen Fall ausfallen, „das muss klappen. Wir werden die Festspiele von der WVE aus unterstützen, wo wir können“, sagt Julia Hoth.
„2023 wird für alle Branchen schwer, wenn den meisten das Geld ausgeht“
„Die Bühne hat die Besucher in die Stadt gebracht, das war und ist wichtig. Aber vor allem zählt jetzt, dass die Tribüne für die Spielzeit 2024 fertig wird“, sagt Regine Mix von Cable Car Clothiers aus der Königstraße. Der ein oder andere habe mal ein Teil mitgenommen bei ihr, aber nicht groß geshoppt vor einer Aufführung. „Aber wenn die Menschen sehen, wie schön wir das haben, kommt der ein oder andere wieder zum Shoppen“, sagt Mix. Zur Absage der Festspiele komme laut Tim-Philipp Dreyer von Piconaja Men und Regine Mix für alle, die Ungewissheit, ob die Menschen noch Geld für Kleidung haben und das auch dafür ausgeben. „Das wird hart“, sagt Dreyer.
Welch große Bedeutung die Festspiele für Eutin haben, betont auch Stefan Knorr vom Weingeist. Neben vielen Stammkunden unter den Darstellern und Musikern sei eine deutlich erhöhte Frequenz in der Stadt zu merken von den Besuchern, die früher anreisen. „Es ist peinlich, dass eine so über Eutin hinaus leuchtende Geschichte wie die Festspiele abgesagt wird, weil es jemand nicht hinbekommt, kurzfristige, eigene Interessen hintenanzustellen und das große Ganze zu sehen“, sagt Stefan Knorr. Die Festspiele gehörten einfach zur Stadt, ergänzt Frauke Knorr. beide hoffen, dass alles dafür getan werde, damit die Saison 2024 stattfinden könne.
„Jeder, der in Eutin Geld verdient, braucht die Festspiele.“ Marcus Gutzeit Gastronom und WVE-Vorstand
„Die Orangerie und der Küchengarten haben so viel Potenzial, Eutin startet gerade durch und da verstehe ich nicht, warum manche Menschen nicht einfach mitziehen“, sagt Tim Aldrup, gemeinsam mit Felix Schneider Inhaber vom Tohuus und Karamba. Vor den Aufführungen sei in beiden Geschäften der Andrang zu spüren.