Eutiner Festspiele sind entschlossen: Oper contra Corona
EUTIN | Wie kann man eine Opernsaison planen, wenn sich wegen der Unwägbarkeiten einer Pandemie eigentlich gar nichts planen lässt? Flexibel bleiben ist der Begriff, der Dienstag bei einem Pressetermin in der Eutiner Opernscheune mehrfach fällt.
„Das wird alles ein Experiment sein", räumte Geschäftsführer Falk Herzog mit Blick auf die Spielzeit 2021 der Eutiner Festspiele ein. Nach der wegen Corona abgesagten Saison 2020 soll es in diesem Sommer insgesamt 25 Aufführungen der Puccini-Oper „La Bohème" und des Musicals "Cabaret" auf der Freilichtbühne im Schlossgarten geben.
Im Mittelpunkt des Pressetermins stand die Puccini-Oper, die in Eutin schon einmal 1971 und damit exakt vor 50 Jahren aufgeführt worden ist. „La Bohème" sei für dieses Jahr die perfekte Oper, stellte der künstlerische Leiter Hilary Griffiths fest: Im Mittelpunkt der Handlung stünden junge Künstler ohne Einkommen, dazu komme eine Liebesgeschichte, die tragisch ende.
Die Musik Puccinis, den Griffiths als Komponist in den höchsten Tönen lobte, sei voller Herz, Schmerz und Leidenschaft. „Es gibt da zwei Takte, bei denen muss ich immer weinen", gestand Griffiths.
Mit einer vergleichsweise kleinen Besetzung, ohne großen Chor und Massenaufläufe, kann auf der Bühne sozusagen Abstand gehalten werden. Abstand wird auch für das Publikum gefragt sein: Von den knapp 1900 Sitzplätzen dürften vermutlich bis zu 600 besetzt werden, sagt Herzog. Das sei auch eine Zuschauerzahl, mit der eine Rentabilität möglich werde.
Mit Blick auf die Besetzung der Oper geriet Griffiths erneut ins Schwärmen: „Wir haben wahnsinnig interessante Sänger entdeckt, die kommen möchten." Russland, Kroatien und Australien gehören neben Deutschland zu den Heimatländern der Solisten, deren Namen die Festspiele aber noch geheim halten.
Vorteile und Herausforderungen des Stücks
Als Kammerspiel habe die Oper ihre Vorteile, „La Bohème" biete für die Freilichtbühne aber auch besondere Herausforderungen, sagte Igor Folwill, Kunstprofessor aus Köln, der zum ersten Mal eine Oper in Eutin inszeniert. „La Bohème", in der Mitte des 19. Jahrhunderts in Paris angesiedelt, spiele nur nachts. „Eine Schlüsselszene ist das Erlöschen einer Kerze. In einem Theater wird es mit Unterstützung der Lichttechnik dunkel, auf einer Freilichtbühne passiert nichts", schilderte Folwill ein Problem.
Ein Vorteil der Oper sei, dass sich Puccini dicht an die Romanvorlage gehalten habe. So werde es in der Eutiner Inszenierung einen Clochard geben, der die Handlung mit dem Vortragen von Textpassagen ergänzen werde.
Bühnenbild wieder von Jörg Brombacher
Der Aufgabe, ein Bühnenbild zu entwerfen, das sich ohne große Probleme für eine Oper und ein Musical umbauen lässt, hat sich wieder Jörg Brombacher gestellt, der in den vergangenen Jahren in Eutin viel Lob erfahren hatte. Neu ist dieses Jahr, dass der Orchestergraben überbaut und die Fläche als Bühne mit genutzt werden soll, das Geschehen also näher an die Zuschauerränge heranrücken wird.
Wegen Corona gibt es mit Blick auf die Aufführungen noch mehr Fragen als Antworten, zum Beispiel bei der Größe der Orchester. Bei vielem müsse abgespeckt werden, aber sicher sei, dass die Zuschauer keine „Corona-Versionen" erwarten müssten, sondern vollwertige Stücke, versicherte Griffiths. Passieren könne allerdings, dass es keine Pause geben dürfe. „Dann müssen wir 90 Minuten durchspielen. Das geht, aber es fehlen natürlich Umbaumöglichkeiten auf der Bühne."
Hoffnung auf Vorgaben des Landes
Zu den Fragen, die möglichst schnell beantwortet werden müssten, gehören Vorgaben der Landesregierung, welche Bedingungen für Freiluftveranstaltungen in Schleswig-Holstein gelten, sagte Herzog. Er hofft, dass sie unmittelbar nach Ostern und damit zum geplanten Probenbeginn kommen.
Diverse Strategien gegen die Pandemie haben die Festspiele schon selbst beschlossen. Dazu gehört, wie Herzog berichtet, eine leistungsfähige Lüftungsanlage bei der Probebühne wie auch die technische Ausstattung, mit der sich 200 Menschen in kurzer Zeit testen lassen: „Vom Parkplatz-Einweiser bis zum Dirigentin müssen an einem Spieltag alle Mitwirkenden des Betriebs getestet werden."
Kartenverkauf
Der Verkauf von Karten für die Aufführungen von „La Bohème“ und „Cabaret“ soll am 2. Mai beginnen. Das Kartensystem ist so programmiert, dass sowohl Einzelkarten als auch Gruppen bis zu einer gesetzlich zugelassen Größe bestellt werden können. Die Verteilung der Plätze auf den Zuschauerrängen erfolgt, wie die Opernleitung sagt, automatisch mit den notwendigen Abständen. Spielplan und jeweils aktuelle Informationen dazu gibt es im Internet auf der Seite der Eutiner Festspiele. Telefonische Bestellungen sind auch bei der Ticket-Hotline 04521 8001-0 ( Mo - Fr 9:00 - 12:00 Uhr) möglich.