Eutiner Festspiele mit einem "Käfig voller Narren" gestartet
Ein Conférencier steht im knallgelben Jackett, hohem Zylinder auf dem Kopf und noblem Spazierstock in der Hand auf der Bühne eines Travestieclubs und verkündet die Tänzer des Abends. In engen Kleidern und auf hochhackigen Schuhen liefern die Darsteller eine elegante Choreografie ab. Jeder Schritt muss perfekt sitzen, denn es ist eine der letzte Proben von "Ein Käfig voller Narren", dem Eröffnungsstück der Eutiner Festspiele 2022 .
"Ein Käfig voller Narren" bei den Eutiner Festspielen wird heiß und schwitzig
Das Ensemble und Regisseur Tobias Materna haben eine harte Woche hinter sich: "Jetzt kommt alles zusammen - und da hakt es und ruckt es vielleicht auch erst mal. Jetzt haben wir diese Zeit hinter uns und hatten zum ersten Mal einen Ablauf mit allem Drum und Dran, bei dem wir sagen: Jetzt freuen wir uns richtig auf die Premiere."
Besonders aufwendig in diesem Stück sind die Kostümwechsel. Sie müssen blitzschnell gehen, erklärt Materna: "Kostümwechsel heißt in diesem Fall auch, große Perückenwechsel, teilweise mit Make-Up-Wechsel. Es sind dann Männer, die hier in High Heels schnell durch den Wald laufen müssen, weil die Bühne so groß ist und wir hier im Freien spielen. Dann müssen sich zehn Leute ganz schnell umziehen, um wieder rauszukommen und gelassen, mit einem Lächeln in Ruhe die Bühne zu betreten, als sei nichts passiert."
Wieder eine normale Spielzeit in Eutin
Nach zwei Pandemiejahren starten die Eutiner Festspiele wieder eine normale Spielzeit. Neben dem Musical und der Oper "Madame Butterfly" von Puccini stehen in der 71. Spielzeit auch Sonderkonzerte auf dem Programm. Diesmal mit Größen wie Ulrich Tukur, Max Mutzke und Till Brönner, freut sich Geschäftsführerin Anna-Luise Hoffmann: "Wir haben natürlich traditionell unseren Gala-Abend. Und diesmal jetzt endlich auch - was 2020 leider abgesagt werden musste - unsere eigenen Konzerte mit "Orchestra on the rocks". Die Konzerte sind sehr gut gebucht und wir sind Open Air, das nimmt vielleicht auch vielen die Sorge vor Corona. Dadurch, dass wir Freiluft hier haben, kommen die Leute trotzdem gerne und wir versuchen den Leuten mit unserem Programm eine schöne Zeit zu bescheren."
Weil die Pandemie noch nicht ganz vom Tisch ist, haben Hoffmann und ihr Team in Sachen Corona-Vorkehrungen eine Schippe obendrauf gelegt: mit eigenen PCR-Testgeräten: "Wir haben ein paar Fälle gehabt, aber durch diese PCR-Testung haben wir die frühzeitig ausfiltern können. Dadurch hat sich das nicht ausgebreitet. Im letzten Jahr hatten wir über die ganze Spielzeit nicht einen Fall. Da sieht man den Unterschied. Ich weiß von vielen anderen Theatern und Zweigen, dass es plötzlich so grassiert ist, dass eine ganze Abteilung auch mal weg sein kann. Das ist bei uns bis jetzt Gott sei Dank ausgeblieben."
Die 71. Spielzeit ist auch zeitgleich ein Abschied von der Tribüne. Nach dem letzten Konzert wird die Tribüne abgerissen und renoviert, der Austragsungsort für 2023 ist noch in Verhandlung, bis es dann in zwei Jahren wieder in alter Frische an die Opernscheune zurückgeht.