Eutiner Festspiele in Sorge: Bislang kein Angebot für Tribünenbau
Wer kann und will Eutins neue Tribüne bauen? Aktuell offenbar niemand. Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog ist in Sorge wegen der Spielzeit 2024. Eutins Bauamtsleiter Oliver Bauch hingegen bleibt optimistisch. Ob das so bleibt, entscheide sich am 30. N
Warum die Bagger für den Tribünen-Neubau nicht arbeiten dürfen
Erst wird keine Firma gefunden, die die speziellen Betonarbeiten für den Schalenentwurf der neuen Tribüne bauen kann und will. Jetzt ruhen die Bagger, die eigentlich für die Tiefgründung gekommen waren. Woran das liegt.
Wer kann und will Eutins neue Tribüne bauen? Aktuell offenbar niemand. Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog ist in Sorge wegen der Spielzeit 2024. Eutins Bauamtsleiter Oliver Bauch hingegen bleibt optimistisch. Ob das so bleibt, entscheide sich am 30. November.
Es steht nur noch ein Teil des Stahlgerippes der alten Tribüne für die Eutiner Festspiele. Doch der Abriss scheint aktuell das einzige, das im Zeitplan liegt. Die Ausschreibungsfrist für den Rohbau muss verlängert werden bis Ende November. Eigentlich wollte das Bauamt im Ausschuss am Mittwochabend die Anzahl der Firmen bekanntgeben, die sich beworben haben. Stattdessen musste Bauamtsleiter Oliver Bauch auf Nachfrage im Ausschuss einräumen, dass die Ausschreibung bis 30. November verlängert worden sei. Interessierte Firmen bräuchten mehr Zeit zum Erarbeiten der nötigen Unterlagen, begründete Bauch die Verlängerung auf Nachfrage.
Zeit ist auch ein kostbarer Faktor für die Eutiner Festspiele. Während Bauch sich optimistisch zeigt, dass Angebote bis Ende November eingehen werden, betrachtet Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog betrachtet die Entwicklung mit großer Sorge. Noch im Frühjahr hatte er davor gewarnt, die alte Tribüne abzureißen ohne Firmenzusagen haben, die den Neubau übernehmen würden. „Jetzt sind wir genau in der Situation. Wir haben keinen Puffer im Zeitplan 2024. Um die Spielzeit vorbereiten und planen zu können, brauchen wir die Tribüne ab April 2024“, sagte Herzog im Ausschuss. Jeder wisse, was aktuell auf dem Markt los sei, welche Probleme es bei der Verfügbarkeit von Firmen und Material gibt und geben könne.
Im Architektenwettbewerb gab es ein Budget von sechs Millionen Euro und ein Zeitfenster für den Neubau zwischen zwei Spielzeiten. Mittlerweile habe sich die Bauzeit verdoppelt und die Gesamtkosten liegen mit mehr als neun Millionen Euro über dem Budget. Die Eutiner Festspiele haben mangels Interimsspielstätte eigene Inszenierungen abgesagt für 2023, stattdessen sind Konzerte geplant.
„Wenn der Architekt jetzt in den Protokollen vermerken lässt, dass die Festspiele einen Plan B für 2024 brauchen wird mir bange. Denn ich brauche Planungssicherheit für eine Spielzeit ab Januar 2023“, macht Herzog deutlich. Dann müsse er, um die Spielzeit vorzubereiten, Aufträge im Wert von 1,6 Millionen Euro für die Spielzeit 2024 vergeben. „Wir haben eine angesagte Spielzeit 2023 und die Bauzeit verdoppelt. Wenn wir jetzt auch noch über eine fragliche Spielzeit 2024 reden, reden wir über die Existenz der Eutiner Festspiele“, sagt Herzog. Würde er Aufträge erteilen und nicht spielen können, würden die Kosten zu 80 Prozent trotzdem fällig.
„Wenn wir auch die Spielzeit 2024 absagen müssen, riskieren wir unsere Verlässlichkeit als Veranstalter, Arbeitgeber und Partner der lokalen Wirtschaft.“ Falk Herzog, Geschäftsführer der Eutiner Festspiele
Sorge bereite ihm aber vor allem, dass die Planungen für den Neubau der Festspieltribüne offenbar nicht einmal fertig seien, die aber für die Ausschreibungen nötig sind. „Wenn ich jetzt erst eine Mail bekomme vom Architekturbüro, in der ich Basics gefragt werde, wie groß der Orchestergraben sein muss, wo der Dirigent steht oder ob der Regieraum so ausreicht, dann kann doch gar keine Ausführungsplanung vorliegen“, sagt Herzog. Die aber sei nötig, damit Firmen bei Ausschreibungen wissen, was auf sie zukommt und worauf sie sich einlassen mit einer Bewerbung.
Bauamtsleiter Bauch ließ das im öffentlichen Teil des Ausschusses bis auf „im Moment sind wir im Zeitplan“ unkommentiert. Herzog bekräftigte sein Problem: „Jede zeitliche Verzögerung lässt uns enger in die Spielzeit 2024 rutschen. Wir haben aber nicht die Flexibilität, spontan zwei oder drei Wochen die Saison zu verschieben. Und müssen die Festspiele wieder absagen, riskieren wir unsere Verlässlichkeit als Veranstalter, Arbeitgeber und Partner der lokalen Wirtschaft. Das können sich die Festspiele nicht leisten.“
Gibt es einen Plan B der Stadt, wenn die Tribüne nicht rechtzeitig fertig wird? „Wir gehen im Moment von Plan A aus und rechnen damit, dass wir Angebote bekommen werden“, sagte Oliver Bauch am Donnerstag auf Nachfrage. Das wäre nicht nur für die Festspiele eine Erleichterung, sondern auch für die Stadt Eutin. Kann diese als Bauherr der neuen Tribüne diese nicht bis Ende 2024 einweihen und abrechnen, bleibt sie neben den derzeit rund vier Millionen Mehrkosten auch auf den bislang als Fördermittel zugesagten 5,5 Millionen Euro sitzen.
Grunddienstbarkeit des Schlosses ist unterschrieben
Zumindest rein rechtlich gibt es Neuigkeiten: Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog, Schloss-Chefin Brigitta Herrmann und die Stadt Eutin haben in dieser Woche alle vertraglichen Voraussetzungen unterzeichnet. Neben der lang ersehnten Grunddienstbarkeit gehören der neue Pflegevertrag und eine Änderung des Städtebaulichen Vertrags dazu.