„Ein Käfig voller Narren“ ist ein Feuerwerk für Toleranz und Menschlichkeit
Die Botschaft ist aktueller denn je.
Er schenkte dem Ensemble und den rund 1200 anwesenden Gästen eine bis auf wenige Tropfen trockene Premiere.
Es ist ein musikalisches und tänzerisches Feuerwerk gewesen, was das Ensemble mit Regisseur Tobias Materna und Co-Regisseur Vanni Viscusi (Choreografie) auf die Beine, pardon Highheels, gestellt hat. Nicht vergessen werden darf das große unsichtbare Team hinter der Bühne, das bis zuletzt alles versuchte, die Bretter für die Tänzer zu trocknen und alles so regensicher wie möglich zu gestalten. Die stellvertretende Ministerpräsidentin Monika Heinold (Grüne) zeigte sich sichtlich erfreut, dass sie dem Moment der Team Motivation hinter der Bühne beiwohnen konnte, wenn es zum Greifen knistert und sich alle „toi, toi, toi“ wünschen, bevor sie in Position gehen.
„Ich freue mich sehr, hier zu sein und die Eutiner Festspiele zu eröffnen. Obwohl dieses Stück schon so alt ist, holt es viele in seiner Aktualität ab. Es geht um Diversität und verschiedene Formen der Liebe“, sagte Heinold. Ein für Betroffene ernstes Thema werde versehen mit Leichtigkeit an so einem Abend. „Es ist ein mutiges Stück für Eutin, das wir aber bewusst ausgewählt haben, weil wir die Menschen gut unterhalten möchten, aber eben auch mit Tiefgang“, sagt Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog zur Stückauswahl.
Dass es so wahnsinnig gut in die aktuelle Zeit passe, in der Politik dabei ist, Gesetze zu ändern, die es Trans-Menschen ermöglichen sollen, beispielsweise im Ausweis ihren Namen oder ihr Geschlecht einfacher ändern zu lassen, sei – das dürfe man kaum laut sagen – Corona geschuldet oder zu verdanken. Denn eigentlich sollte das Musical 2020 auf Eutins Bühne, in der Saison, die coronabedingt ausfiel.
Wie sehr sich das Premieren-Publikum, in dem traditionell Bundestags- und Landtagsabgeordnete ebenso vertreten sind wie die Kommunalpolitik aus Kreis und Stadt sowie Sponsoren und Unternehmer, auf „Ein Käfig voller Narren“ einließ, zeigte das Helene-Fischer-Barometer. Als Claudine, die unheimlich sympathische Zofe Albins und der Zaza (gespielt von Marc Chardon) „Atemlos durch die Nacht“ anstimmte, klatschten und sangen kurzfristig viele mit.
Herzog nutzte die Eröffnung nicht nur, um dem Ensemble und seinem Team, sondern auch den Verantwortlichen der Politik zu danken, dass es nach dieser Saison schnellstmöglich mit einem Tribünen-Neubau für die Eutiner Festspiele los geht. Es sei für alle Beteiligten ein echter Kraftakt gewesen.
Heinold richtete ihr Grußwort auch an die Darsteller: „Danke, dass ihr durchgehalten habt während der Pandemie und uns heute wieder mit Kultur erfreut.“ Und weil Improvisation im Theater alles ist, weiß Herzog auch das graue Wetter zu Premierenbeginn mit Humor zu garnieren: „Die Akustik ist bei Regen besonders gut.“ Am Ende stand das Publikum auf, um sich für das gefühlsstarke Stück applaudierend und Bravo-rufend erkenntlich zu zeigen. Dass es dann gemeinsam von Uwe Kröger eingeladen wurde, die Hymne der Toleranz „Ich bin, was ich bin“ („I am what I am“) zu singen, sorgte, bei denen, die sich trauten, für einen beseelten Heimweg.