Ein Abend mit Kästner: Lyrik und Jazz-Evergreens
Hans-Jürgen Schatz und Alexander Rueß ernten Bravo-Rufe in der Opernscheune
Große Lyrik, gekonnt vorgetragen und gepaart mit jazziger Gitarrenmusik, setzte dieser Tage die Reihe von Veranstaltungen auf der Studiobühne in der Opernscheune fort. Der von Hans-Jürgen Schatz interpretierte Gedichtzyklus „13 Monate“ Erich Kästners (1899 – 1974), gepaart mit von Alexander Rueß virtuos gespielten Jazz-Standards, begeisterte gut 60 Zuhörer. Sie ließen den kurzweiligen Abend mit anhaltendem Applaus und Bravo-Rufen enden.
Profunder Kenner des Werks von Kästner
1955 wurde der letzte Gedichtband Kästners veröffentlicht, aber wie viele andere seiner Werke hat die Lyrik eine bis heute geltende Aktualität bewahrt. Hans-Jürgen Schatz, in Berlin lebender Schauspieler und profunder Kenner der umfangreichen Arbeiten von Erich Kästner, trug die 13 Gedichte pointiert vor. Schatz, 1958 geboren und seit 1978 in zahlreichen Kino- und Fernsehfilmen sowie Theaterproduktionen zu sehen und vielfach mit Preisen bedacht, hat sich in den vergangenen 30 Jahren intensiv mit Kästner auseinander gesetzt.
In seinem Werk „Die 13 Monate“ hatte Kästner besondere Eigenschaften der jeweiligen Monate beschrieben, verknüpft mit vielen Gedanken darüber, was die Zeit mit den Menschen macht und was sie mit der Zeit machen. Die ist ja zweifelsohne für sterbliche Wesen kostbar und sie wird trotzdem nach einem geflügelten Wort von manchen Leuten „totgeschlagen“.
Neben den zwölf Monaten, die in jedem Kalender stehen, hat Kästner einen 13. Monat erfunden, einen fiktiven „Schaltmonat“, der aus dem Besten aller anderen Monate besteht. Kästner kommt aber zum Schluss, dass es einen solchen Monat nicht geben könne.
Musikalisches Band zwischen den Gedichten
Ein musikalisches Band zwischen den Gedichten schuf der Musiker Alexander Rueß mit seiner Gitarre, für die er Evergreens wie „Tea for two“ oder „Girl from Ipanema“ arrangiert hatte; meistens als Solo, gelegentlich auch mit Loops, also aufgezeichnete und wiederholte Sequenzen, die dabei als zusätzliche Stimme dienen.
Rueß, Jahrgang 1998, ist in Bad Schwartau aufgewachsen und lebt in Berlin, er ist Gitarrist, Komponist und Produzent, erhielt 2019 den Lübecker Jazzpreis und tritt unter anderem mit einem eigenen Trio auf. Neben den gefühlvoll arrangierten Standards präsentierte er in Eutin auch ein selbst komponiertes Stück mit dem Titel „Für Opa“, eine Hommage für seinen Großvater für dessen Unterstützung in seiner Kinder- und Jugendzeit.