Baustelle Seebühne: Die Spundwand wird abgeräumt
Das Wasser des Großen Eutiner Sees rückt an den Fuß der neuen Tribüne heran
Unter mächtigem Getöse wird eine weitere Bohle aus dem Großen Eutiner See gezogen. Mit viel Kraft, spezieller Technik und großer Vorsicht. Aneinandergereiht hatten die Bohlen eine Spundwand gebildet, die dafür sorgte, dass das Baufeld der neuen Festspiele-Tribüne vom Wasser abgegrenzt war.
Das Entfernen der Spundwand nennt die Stadt Eutin einen weiteren Meilenstein des Großprojekts. Die Eutiner Festspiele stehen derweil in den Stadtlöchern: Ab kommender Woche sollen die Podeste für die Bühne aufgestellt werden. Die ersten Künstler beginnen im Mai mit den Proben.
Geplante Eröffnung am 28. Juni
Am 28. Juni soll die neue Spielstätte mit einem offiziellen Festakt eingeweiht werden. Dass das Großprojekt rechtzeitig zur 73. Saison fertig wird, ist für die Stadt Eutin als Bauherrin nicht nur eine Prestigefrage. Sie hat sich auch verpflichtet, 950.000 Euro Ausfallentschädigung an die Festspiele zu zahlen, falls die Tribüne nicht zum vereinbarten Termin übergeben werden und die Spielzeit nicht stattfinden kann.
Die stellvertretende Bürgermeisterin Monika Obieray (Grüne) machte sich daher selbst vor Ort ein Bild. „Gefühlt ist das aus Laiensicht ein entscheidender Moment. Unter den Stadtvertretern gab es ja viel Kritik, ob das hier stabil ist und ob die Tribüne vielleicht ins Wasser kippt“, sagte sie.
Da konnte sie Jens Wagner, Bauleiter der Firma Hermann Koth, Experten für Spezialtiefbau, beruhigen: „Die Tribüne steht auf mächtigen Betonpfählen.“ Die Spundwand sei ein temporäres Provisorium gewesen. Sie hat als Uferbegrenzung für die Arbeitsfläche an Land gedient und das Seewasser ferngehalten, damit Leitungsgräben und der Orchestergraben im Trockenen ausgekoffert werden konnten.
In drei Wochen ist die Spundwand verschwunden
Weil diese Maßnahmen erledigt sind, kann die Spundwand weg. Sie war im Januar 2023 von der Landseite aus gesetzt worden. Rund drei Wochen wird es dauern, die einzelnen Elemente – rund 125 wie ein S geschwungene Doppelbohlen, jede zehn Meter lang und circa 1,3 Tonnen schwer – zu ziehen.
Das geschieht von einem Schwimmponton aus. Darauf fährt ein 39 Tonnen schwerer Seilbagger, an dessen Haken ein sogenannter Vibrationsbär hängt. Durch die Schwingungen, die er hervorruft, lösen sich die Bohlen vom Erdreich. Sie werden auf den Arbeitsponton gehoben, dort mit einem Hochdruckreiniger gesäubert und später verladen.
Weil die Spundwand nur wenig Abstand zur Außenkante der Tribüne hat, müssen die Arbeiter mit großer Vorsicht vorgehen. Die ist insgesamt auf der Baustelle nötig und aktuell besonders. „Es sind jetzt gleichzeitig zig Gewerke hier, jeden Tag mit mehreren Dutzend Beschäftigten. Viele Tätigkeiten greifen stark ineinander. Das ist wie ein Firmenballett“, sagt Per Schmidt, der den Bau als Projektleiter für die Stadt betreut. Wie alle Verantwortlichen ist er optimistisch, was den Zeitplan anbelangt. „Ob am Ende zwei Lichtschalter fehlen, wird man dann sehen. Aber es sollte alles zu schaffen sein“, sagt Schmidt.
Auch Festspiele beginnen Vorbereitungen
Auch die Festspiele fangen mit den Vorbereitungen für die Spielzeit an. „Am Montag ab 8 Uhr soll die Bühne eingerichtet werden. Im ersten Schritt werden die Podeste aufgestellt. Das macht ein externer Anbieter für uns. So können wir die Infrastruktur noch schneller fertigstellen“, sagt Festspiele-Geschäftsführer Falk Herzog. Eine Woche sei für die Podestarbeiten veranschlagt, auf den Bühnenbau folge die Montage der Bühnenbilder, so Herzog.
Die ersten Proben sind nach seinen Worten für den 22. Mai terminiert. Dann werden die Künstler mit dem Einstudieren für die Rockoper Jesus Christ Superstar beginnen.
Herzog wirkt hin- und hergerissen. „Das ist ein tolles Gebäude“, sagt er über die Tribüne, aber mit der Zeit im Nacken auch: „Das wird eine knappe Kiste.“
Fotos: Eutiner Festspiele/Achim Krauskopf