70. Festspielsaison mit vom Publikum gefeierter Musical-Premiere eröffnet
EUTIN | Die 70. Eutiner Festspiele sind eröffnet: Mit einer rundum gelungenen, vom Publikum gefeierten Premierenvorstellung des Musicals „Cabaret“ an einem sommerlichen Abend hat am Freitag, 2. Juli 2021, die neue Spielzeit auf dem grünen Hügel im Schlossgarten begonnen. Rund 900 Zuschauer, unter Pandemiebedingungen eine fast ausverkaufte Zahl der Sitze, sahen eine perfekt gelungene erste Vorstellung des Musicals, das in den „Goldenen 20er Jahren“ des vergangenen Jahrhunderts in Berlin lebt und zwei scheiternde Liebesgeschichten in der Zeit des wachsenden Nationalsozialismus schildert.
Die überwiegende Mehrheit des Publikums quittierte die exzellente Leistung des Ensembles mit lang anhaltendem, stehenden Applaus und Bravo-Rufen, auch wenn einige Zoten, erotische Anspielung oder auch düstere Töne die Erwartungen an eine unbeschwerten Unterhaltung nicht bei allen Gästen erfüllt haben mögen. Tobias Materna hatte bei der Inszenierung nicht mit Andeutungen auf das schlimme Ende gespart, das die erste deutsche Demokratie durch die Machtübernahme der Nationalsozialisten erfahren hatte.
Eine traditionelle Premierenfeier mit Ensemble und geladenen Gäste hatte es wegen Corona nicht gegeben. Das schmälerte aber insgesamt nicht die spürbare Freude vieler Menschen darüber, wieder einmal gemeinsam Kultur erleben zu können.
Falk Herzog, Geschäftsführer der Eutiner Festspieler, hatte bei der Begrüßung der Premierengäste an zahlreiche Herausforderungen und Unwägbarkeiten bei der Vorbereitung dieser Saison erinnert. Dann sei man von einem unerwarteten Zuspruch des Publikums überrascht worden.
Es habe sich gelohnt, an dem Ziel festzuhalten, trotz Corona eine Spielzeit auf die Seebühne zu bringen. Dazu beigetragen habe die Unterstützung des Landes, des Kreises und der Stadt Eutin. Besonders der Schirmherr, Ministerpräsident Daniel Günther, habe die Eutiner Festspiele immer wieder darin bestärkt, die Planungen voran zutreiben.
Bitte um Verständnis für Einschränkungen
Falk Herzog bat das Publikum, die durch Corona bedingten Einschränkungen zu akzeptieren, zu denen Maskenpflicht beim Gehen auf dem Gelände und leere Sitzplätze für Abstand zwischen Zuschauergruppen gehören. Die Festspiele seien bemüht, den Zuschauern eine gute und sichere Saison zu ermöglichen.
In Vertretung des verhinderten Ministerpräsidenten begrüßte Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack die Zuschauer. Sie verriet Bewunderung über die Tatsache, dass den Mitwirkenden an den Musical- und Opernaufführzungen nur sechs Wochen Probenzeit zur Verfügung stünden, und das alles in diesem Jahr auch noch unter den besonderen Bedingungen einer Pandemie.
Um so größer sei die Freude, dass die Spielzeit beginnen könne und die Premiere auch noch von bestem Wetter begleitet werde.Die Ministerin war, wie sie unserer Zeitung verriet, zum ersten Mal bei den Festspielen und genoss auch, kurz vor Beginn der Aufführung auf dem Weg zur Begrüßungsansprache einen Blick hinter die Kulissen werfen zu können. Im kurzen Gespräch mit Tobias Materna erfuhr sie nicht nur, dass er natürlich sehr aufgeregt sei, sondern auch, dass Theaterleuten vor einer Premiere nicht das Wort Danke hören dürften, weil das Unglück bringe, aber Glückwünsche mit Äußerungen wie „toi toi toi“ erlaubt seien.