
Warum „West Side Story“ ein unvergessenes Spektakel der Extraklasse ist
Das war ein furioser und sehr gelungener Start nach dem Geschmack des Publikums: Nach einer kleinen und verschmerzbaren Verspätung hatten Ministerpräsident Daniel Günther und Geschäftsleiter Falk Herzog die 74. Eutiner Festspiele für eröffnet erklärt.
Eutiner Festspiele 2025: Akteure lassen es so richtig krachen
Und danach ließen es die Akteure vor ausverkaufter Kulisse mit dem Musical „West Side Story“ aus der Feder von Leonard Bernstein so richtig krachen. Zu sehen ist in den weiteren Aufführungen eine, zeitweise beinahe atemlos, mitreißende und schier unbändig erscheinende und die späten 1950er Jahre nachempfundenen Inszenierung von Till Kleine-Möller, der zudem für das Lichtdesign verantwortlich zeichnet. Erlebbar machte dies Jörg Brombacher mit einem wandelbaren und kreativem Bühnenbild mit Brunnen und Friedensengel im New Yorker Central Park.
West Side Story
Eutiner Festspiele: Publikum ist nach Premiere völlig aus dem Häuschen
Das Publikum zeigte sich von der Premiere von „West Side Story“ bei den Eutiner Festspielen begeistert.
Abwechslungsreiche Choreographie bei „West Side Story“
Dabei fehlt es auch nicht an aktuellen und fein herausgearbeiteten Bezügen zur aktuellen Jugendkultur mit ihren eigenen Gesetzen. Absolut passend wirkt die abwechslungsreiche Choreographie und die Situation entsprechend ausgewählten Kostüme, die in der Verantwortung von Timo Radünz liegen.
Moderne „Romeo und Julia“-Vorlage wird bei Eutiner Festspielen aufgeführt
In dieser modernen „Romeo und Julia“-Vorlage sind hier die beiden Hauptprotagonisten Maria aus der Gruppe der puertorikanischen Sharks, hervorragend gespielt und einfühlend gesungen von der indisch-kanadischen Opernsängerin Meera Varghese, und dem leidgeprüften Toni von den einheimischen Jets, bestens in Szene gesetzt von Florian Minnerop.
Gnadenlose Brutalität und erschütternde Echtheit
Zu den weiteren Hauptakteure gehören Bernado, Marias Bruder, gespielt von Davide Dal Seno, und „sein Mädchen“ Anita, in deren Rolle Kerry Jean in empathischer Weise schlüpfte, sowie der Anführer der Jets, Riff, verkörpert von Robert Lankester, sowie Action in Gestalt von Jan Rogler. Sie alle und die weiteren jeweils knapp 15 Personen der rivalisierenden Gangs überzeugen hauptsächlich durch ihren teils wilden und leidenschaftlichen Tanz, durch ihre jugendliche Lautheit, gnadenloser Brutalität und erschütternder Echtheit, ihrer unverblümten Sprache sowie die selbstvergessene, fassungslos machende Sorglosigkeit ob der Situation, aber auch durch die teils sehr witzigen Passagen wie die beinahe am Ende, in der die Jets den Polizisten Krupke nachahmen.
Lang anhaltende, stehende Ovationen für „West Side Story“-Ensemble
Einziger Ruhepol in diesem irren Karussell der lebenshungrigen Jugend sind die beiden Polizisten und der „Doc“. Wenn auch das bekannte, sinnlose Ende für das Liebespaar an Dramatik nicht zu überbieten ist, so endet zumindest die Zwietracht der beiden Gruppen. Für die energiegeladene, abwechslungsreiche wie facettenreiche und spritzig dargebrachte Musik sorgte ein bestens eingespieltes von Christoph Bönecker geleitetes, sehr ambitioniertes, junges Festspielorchester. Zum Lohn gab es am Freitag lang anhaltende, stehende Ovationen für ein unvergessenes Spektakel der Extraklasse.