Stadt folgt einem Sparvorschlag der Festspiele
Für einen überteuerten Regie- und Technikcontainer soll eine neue Lösung gesucht werden
Sie brauchen den fristgerechten Neubau der Tribüne und sie brauchen auch einen Platz für Licht, Technik und Regie: Doch mehr als 320 000 Euro allein für einen Regie-Container, der auch noch nach jeder Spielzeit zusätzlich zu den 2000 Sitzen durch seinen Abbau weitere Kosten verursacht, wollen die Festspiele nicht.
Kurz vor der Sondersitzung der Stadtvertretung, die eigens für den Erlass des Nachtragshaushaltes einberufen worden war, um die Metallarbeiten für die neue Tribüne überhaupt beauftragen zu können, machte Festspiele-Chef Falk Herzog der Stadt ein Sparangebot: „Wir verzichten auf den Regie-Container und bauen selber eine Interimslösung. Damit wollen wir uns Zeit kaufen, um zu schauen, ob es nicht noch eine bessere und günstigere Lösung gibt. Der Druck und die Alternativlosigkeit hinter dem Angebot ist nicht gut.“
Regieraum von Beginn an ein heikles Thema
Der Regie-Raum war von Anfang an im Siegerentwurf von Architekt Holger Moths ein heikles Thema. Erst unter den Sitzen ohne Blickkontakt geplant, entsprach er nicht dem, was die Festspiele für ihren Betrieb brauchen: „Von Tontechnik bis Beleuchtung brauchen die Mitarbeiter einen guten Arbeitsplatz mit Blick zur Bühne“, erklärt Herzog.
Weil ein fester herausragender Bau, wie einst der Technikturm bei der alten Tribüne, aber die Ästhetik der geschwungenen Muschelform samt Beltwalk zerstöre, wurde im Architekturbüro aus dem festen Regie-Raum ein mobiler Regie-Container, der – wie die 2000 Sitze auch – auf Forderungen des Denkmalschutzes für jede Spielzeit auf- und anschließend wieder abgebaut werden muss.
Kosten für Anschaffung, Lagerung, Auf- und Abbau
„Es klingt immer so, als ob wegen unserer hohen Ansprüche die Kosten explodierten, dabei war ein fester Regie-Raum Bestandteil der Ausschreibung“, stellt Herzog klar. Nun könne es nicht sein, dass aus Kostengründen keine Schule gebaut werde, aber für die Festspiele ein überteuerter Regie-Container beauftragt werde, so Herzog.
„Wir hoffen mit einer provisorischen Lösung, um die wir uns selbst kümmern werden, nicht nur Zeit, sondern auch Geld für die Stadt zu sparen“, sagt Herzog auf Nachfrage. Denn allein der Abbau des Containers soll mehr als 50 000 Euro nach jeder Spielzeit kosten.
Stadt nimmt das Angebot an
Kosten für den Abbau der 2000 Sitze (geschätzte 140 000 Euro laut Angebot) sowie deren Lagerung kämen hinzu. Kapazitäten dafür haben aktuell weder Stadt noch Festspiele.
Für die Stadt Eutin bedeutet der Sparvorschlag der Festspiele, dass nicht mehr 850 000 Euro im Nachtragshaushalt eingestellt werden müssen, sondern nur noch 400 000 Euro. „Wir freuen uns darüber und haben das Angebot der Festspiele gern angenommen“, sagte Bürgermeister Sven Radestock vor den Stadtvertretern.
Die Arbeiten gingen gut voran und mit jedem Tag wachse seine Zuversicht, dass alles rechtzeitig fertig werde für die Spielzeit 2024. Die Entscheidung der Festspiele eine provisorische Lösung zu finden, so Radestock, gefährde dies nicht.
Der Beschluss des verringerten Nachtragshaushaltes erging einstimmig. Danach zog sich die Verwaltung mit der Politik zu weiteren Konsolidierungs-Überlegungen hinter verschlossene Türen zurück.