Neue Tribüne: Der Weg ist geebnet, die Zeit drängt
Die Eutiner Stadtvertretung schießt drei Millionen Euro nach, 2024 muss sie fertig sein
Die Erleichterung bei den Eutiner Festspielen ist groß: Die Stadtvertretung hat in ihrem Haushaltsbeschluss für 2023 rund drei Millionen Euro zusätzlich für den Tribünenneubau im Schlosspark freigegeben, nachdem die Kosten auf nunmehr zwölf Millionen Euro kalkuliert werden. Aber die Sorge, ob das ehrgeizige Neubauprojekt nun bis 2024 auch realisiert werden kann, ist unüberhörbar.
Und das ist nicht nur von entscheidender Bedeutung für den Einsatz der Fördermittel von Bund (5,5 Millionen Euro) und Land, die eine Fertigstellung 2024 voraussetzen. Genauso wichtig ist das auch für den Fortbestand der Festspiele, versucht Hauptgesellschafter und Geschäftsführer Falk Herzog es immer wieder zu verdeutlichen.
2023 will man notgedrungen mit rund 15 Veranstaltungen auf einer temporären Bühne am Schloss-Parkplatz improvisieren. Das überregionale Publikum sei mit solchen Angeboten jedoch nur schwer zu erreichen. Umso wichtiger sei es, 2024 einen regulären Spielbetrieb zu sichern.
Ein Aussetzen über zwei Jahre hält Herzog auch angesichts der aktuell angespannten Lage in der Kultur- und Veranstaltungsbranche für immens gefährlich. Die Menschen, befürchtet er auch aus seinen Erfahrungen aus Corona-Zeiten, richteten sich schnell auf Alternativen ein.
Einstimmiges Bekenntnis zu den Festspielen
Also reicht das – immerhin einstimmige – bloße Bekenntnis der Stadtvertreter zu ihren Festspielen nicht. Es müssten nun konkrete Taten folgen. Denn das Ziel heißt Fertigstellung nicht Ende, sondern Mitte 2024, damit die 72. Saison im Sommer laufen kann und die Festspiele, wie angekündigt, mit Carl Maria von Webers „Freischütz“ die neue Tribüne einweihen können. Die Bedeutung des Termins sei manchem Politiker womöglich nicht bewusst, meint Herzog, der deshalb am Mittwochabend in der Stadtvertretung Klartext redete.
Die Stadt sei schließlich Bauherr (die Festspiele „nur“ Mieter), und die Politik müsse auch angesichts der Kostenentwicklung ihre Kontrollfunktion wahrnehmen. Ursprünglich war der städtische Eigenanteil für den Tribünenneubau mal auf 650 000 Euro beziffert worden, nun liegt er bei sechs Millionen Euro.
Letztlich entscheide die Stadt über die Zukunft der Festspiele. Mittlerweile wurde für das ehrgeizige Projekt immerhin ein externer Projektsteuerer eingesetzt.
In diesem Zusammenhang stellt Herzog angesichts des attraktiven Entwurfs des Hamburger Büros Prof. Moths Architekten klar: „Wir brauchen mehr als eine Skulptur im Schlosspark, die man im Sommer auch mal als Tribüne mit 1900 Sitzplätzen nutzen kann.“ Gefragt sei in erster Linie ein Ersatzbau für die mittlerweile abgerissene, marode Tribüne aus den 70er-Jahren. Wenn das mit einem hohen Freizeitwert zu kombinieren sei – um so besser.
Ganzjährige begehbare „Betonschale“
Eine Sprecherin der Stadt betonte am Donnerstag, die Aussichten für eine Umsetzung des im Wettbewerb klar als Sieger ermittelten Entwurfs seien sehr gut. Die Planung fußt auf einer in die Landschaft eintauchenden, ganzjährig begehbaren „Betonschale“ mit integrierter Tribüne am Seeufer.
Nach verlängerter Ausschreibung hat man mittlerweile wenigstens einen Bewerber gefunden. Nun gehe es um die Feinarbeit – auch um mögliche Einsparpotenziale. Bis zum 31. Januar soll der Auftrag vergeben werden: „Wir möchten gerne loslegen“, heißt es aus der Stadtverwaltung. An deren Spitze rückt am 1. Januar mit Sven Radestock ein neuer Bürgermeister, der sich bereits sehr klar hinter die Festspiele gestellt hat.
Geschäftsführer Falk Herzog freut sich, dass der Weg geebnet ist. Und ist zugleich beunruhigt, dass der Architekt schon von einem notwendigen Plan B sprach, falls der Zeitplan nicht eingehalten werden könne. Eine reguläre Spielzeit 2024 will jetzt geplant sein.