Gute Nachricht zum Probenstart: Berlin hilft Eutiner Festspielen
EUTIN | „Es ist einfach schön, dass nach fast zwei Jahren wieder Leben in die Opernscheune eingekehrt ist“, sagt Falk Herzog, Geschäftsführer der Eutiner Festspiele. Auf der Probenbühne in der Scheune hat Mittwoch die Arbeit für das zweite Stück, das Musical „Cabaret“, begonnen.
Das Ereignis fiel zusammen mit einer guten Nachricht aus Berlin: Von einem Topf des Bundes, in dem 2,5 Milliarden Euro für Kulturförderung liegen, wird auch der Eutiner Opernbetrieb profitieren.
Festspiele können mit Hilfe rechnen
Bettina Hagedorn, SPD-Bundestagesabgeordnete aus Ostholstein und Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium, erläuterte während der Pressekonferenz zum Probenstart, womit Kulturveranstalter allgemein und die Eutiner Festspiele im Besonderen an Unterstützung durch den „Sonderfonds Kultur“ rechnen können.
Danach haben die Festspiele die Möglichkeit, für alle Aufführungen ab 1. August das Eintrittsfeld für Sitzplätze zu bekommen, die bei Aufführungen durch Corona-Bestimmungen leer bleiben müssen. Wichtig wird sein, wie viele Zuschauer eine Opern- oder Musical-Aufführung im Eutiner Schlossgarten sehen dürfen.
„Die Zuschüsse sind maximal die doppelte Zahl der genehmigten Plätze, gedeckelt durch die vorhandenen Sitzplätze.“ Bettina Hagedorn
Zuschüsse gibt es, wie Hagedorn erklärte, für Veranstaltungen mit maximal 2000 Zuschauern. Bekommen die Festspiele zum Beispiel 900 Zuschauer genehmigt, könnten sie für die gleiche Zahl von leeren Stühlen das Eintrittsgeld aus Berlin erhalten. Bei 1000 Zuschauern sind Zuschüsse für maximal 886 Plätze möglich, weil es auf der Tribüne insgesamt 1886 Plätze gibt. Hagedorn: „Die Zuschüsse sind maximal die doppelte Zahl der genehmigten Plätze, gedeckelt durch die vorhandenen Sitzplätze.“
Bedingungen für Veranstaltungen werden Donnerstag bekannt
Wie viele Zuschauer überhaupt die Aufführungen im Schlossgarten sehen dürfen, wird erst am Donnerstag klar: Diese Zahlen sind Teil eines Stufenkonzeptes, den die Landesregierung bekannt geben will, zu dem beispielsweise auch Abstände zwischen Zuschauern und maximal Zuschauerzahlen bei Veranstaltungen festgelegt werden sollen.
„Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir mehr als 600 Zuschauer haben dürfen“, sagte Herzog. Das sei die Grenze der Wirtschaftlichkeit des Spielbetriebes.
"Nun können wir mit großem Optimismus unsere 70. Spielzeit auf der Seebühne angehen." Falk Herzog, Geschäftsführer
Der Sonderfonds Kultur sei eine echte Stütze für die Saisonplanung. Herzog weiter: „Nun können wir mit großem Optimismus unsere 70. Spielzeit auf der Seebühne angehen. Wir haben als Freilichttheater ja nicht nur immer das Wetterrisiko zu tragen, sondern müssen wegen der Pandemie-Auflagen mit erheblich weniger Zuschauern und folglich stark reduzierten Einnahmen zurechtkommen. Da tut es gut, zur Deckung der Kosten fest mit der neuen Kulturhilfe des Bundes rechnen zu können.“
Wochenlang Unsicherheit
Die bereits im Frühjahr erfolgte Andeutung, dass in Berlin ein Programm zur Kulturförderung in Arbeit sei, habe den Mut der Festspiele befördert, im April weitgehend an der Saisonplanung festzuhalten. Herzog: „Wir standen angesichts steigender Infektionszahlen wochenlang vor der Frage, ob wir das Musical ‚Cabaret‘ komplett streichen müssen und nur die Oper ‚La Bohème‘ aufführen können. Wir wollen aber unserem Publikum endlich wieder das volle Programm bieten und haben darauf vertraut, dass die seit Monaten signalisierte Wirtschaftlichkeitshilfe des Bundes noch rechtzeitig für uns politisch zustande kommen würde. Jetzt können wir aufatmen.“
Sie könne die Festspiel-Leitung zu dieser Beharrlichkeit nur beglückwünschen, betonte Hagedorn, und Herzog räumte ein, dass auch eine enorme Resonanz die Zuversicht gestärkt habe, dass eine Spielzeit gelingen könne: „Für die 21 Veranstaltungen auf der Seebühne sind schon rund 10.000 Plätze vorgebucht worden. Wir wurden zum Start der Meldeliste völlig überrannt.“
Kartenverkauf beginnt nächste Woche
Der reguläre Kartenvorverkauf werde in der kommenden Woche beginnen. Der Spielplan sieht den Start der Saison am 2. Juli mit der Premiere des Musicals vor, von dem es bis 22. August zwölf Aufführungen geben soll. Die Oper „La Bohème“ startet am 30. Juli und soll insgesamt acht Mal bis 21. August über die Bühne gehen.
„Money makes the world go round“ heißt das vermutlich bekannteste Stück im Musical „Cabaret“, sinngemäß also „Geld regiert die Welt“. Das Lied probten die Darsteller, als Bettina Hagedorn und Journalisten die Probenbühne besuchten. Das Stück sei bewusst gewählt worden, verriet der für die Inszenierung zuständige Tobias Materna der Staatssekretärin. Schließlich trage das Geld aus Berlin auch dazu bei, dass die Eutiner Festspiele stattfinden könnten.
Sonderfonds Kultur Wofür gibt es Hilfe?
Im Bundeshaushalt 2021 wurde, wie Bettina Hagedorn ausführte, im Dezember 2020 ein Kulturfonds mit 2,5 Milliarden Euro verankert, der am Mittwoch nach steigenden Impfzahlen, sinkenden Inzidenzen und langen Verhandlungen mit den 16 Bundesländern vom Kabinett verabschiedet wurde. Gefördert werden ab dem 1. Juli 2021 Veranstaltungen mit 200 bis 500 möglichen Besuchern und ab 1. August mit bis zu 2000 Besuchern, bei denen aufgrund pandemie-bedingter Auflagen maximal 80 Prozent der Karten verkauft werden dürfen.
Kultur-Veranstaltungen wie Konzerte, Opern, Tanz, Film, Theater, Musicals, Festivals, Comedy und Lesungen sollen wieder stattfinden können, auch Hybrid-Veranstaltungen, die also sowohl vor Publikum wie auch im Internet übertragen werden, erhalten eine erhöhte Förderung, und Zuschüsse für Filmvorführungen in Kinos sind möglich.
Mehrere kleinere Veranstaltungen mit zum Beispiel 50 Besuchern können beim Antrag zur Förderung als „‚Reihe“ zusammengefasst werden. So sollen kleinere Veranstaltungen unter Corona-bedingten Einschränkungen durch eine (gestaffelte) Bezuschussung der Einnahmen aus Ticketverkäufen wieder wirtschaftlich ermöglicht werden. Außerdem soll aus dem „Sonderfonds Kultur“ für größere Veranstaltungen mit mehr als 2000 Besuchern ab dem 1. September 2021 im Falle Corona-bedingter Absagen oder Verschiebungen als „Ausfallabsicherung“ dienen, damit Veranstalter wenigstens eine „schwarze Null“ schreiben können.