Das Team Cabaret verspricht einmalige Inszenierung
Selten wirkten die Verantwortlichen kurz nach dem sogenannten Bergfest, der halbe Probenzeit, so entspannt, wie Freitagvormittag.
Bei mehr als 30 Grad muss das Ensemble sich im Winter wähnen
„Die Herausforderungen für das Ensemble sind enorm, bei dieser Hitze im Wintermantel ein Gefühl für den Jahreswechsel 1930 zu entwickeln. Aber alle machen das ganz großartig“, sagt Regisseur Tobias Materna, der den Erfolg des Regie-Teams daran misst, wie schnell er gemeinsam mit Choreograf Vanni Viscusi und dem musikalischen Leiter Christoph Bönecker, eine gemeinsame Sprache gefunden habe.
Normalerweise komme das erst nach mehreren Jahren Zusammenarbeit, aber gerade mit Blick auf die durch Corona verkürzte Probenzeit von sechs auf vier Wochen sei es hervorragend, wie sehr die Chemie stimme. „Wir haben alle Szenen gestellt, wie der Fachmann sagt und nun geht es an das Schleifen des Rohdiamanten, an das Herausarbeiten der Feinheiten“, sagt Materna.
Gut 100 Jahre später wieder erschreckend aktuelle Themen im Musical Cabaret
„Wir feiern gerade täglich einmal Silvester, denn das Stück spielt zum Jahreswechsel 1930“, sagt Materna. Die Party der goldenen 20er ist vorbei und es beginne der Kater, der Nährboden für vieles bereite – wie den aufkeimenden Nationalsozialismus. Fragestellungen und Themen des Stückes von damals wie Ausgrenzung und Rassismus seien fast hundert Jahre später noch erschreckend aktuell. „Das Schöne am Musical ist, dass der Bildungsauftrag und die Unterhaltung Hand in Hand gehen“, sagt Materna, der versprach, eine Cabaret-Inszenierung auf die Bühne zu bringen, die so noch nirgends zu sehen war. Statt Nachtclubflair aus Berlin, wird in einer Zirkusmanege gespielt. Wo sonst verschwimmt Realität und Show direkter ineinander?
Christoph Bönecker begleitet die Band auf der Bühne am Klavier
Das Orchester soll als Band, ganz Club-typisch, auf der Bühne zu sehen sein. Der Orchestergraben wird zum Keller des Nachtclubs. Statt Dirigentenstab schwingend, wird Christoph Bönecker seine zehnköpfige Band bestehend unter anderem aus Bassisten, Holz- und Blechbläsern selbst mit dem Klavier begleiten.
Große Spielfreude im gesamten Ensemble nach langem Lockdown
Auch Choreograph und Co-Regisseur Vanni Viscusi ist voll des Lobes: „Jeder im Ensemble bringt so eine große Spielfreude mit und kommt gut gelaunt in jede Probe. Wir werden Klassik und Klasse auf diese Bühne bringen und ich freue mich, dass das Ensemble wieder international besetzt ist und auch Künstler aus Italien dabei sind“, sagt der gebürtige Italiener, der seinen 22.Jahrestag in Deutschland feierte und sichtlich stolz war, den dritten davon in Eutin zu sein.
Kein Spuckschutz, kein Faceshield – aber ganz großes Musical
Und wie sieht ein Musical unter Corona-Bedingungen auf der Bühne aus? Küssen auf Plexiglas, voneinander abgewandtes Singen und Tanzen nur mir Face-Shield? Das Regie-Team verneint. „Wir wollen das Stück so zeigen, wie es ist, Corona wird bei uns auf der Bühne nicht sichtbar sein“, sagt Tobias Materna. „Wir leben hier in einer Festspiel-Bubble und fühlen uns damit wirklich gut und sicher“, ergänzt Vanni Viscusi. Warum, erklärt Geschäftsführerin und Produktionsleiterin Anna-Luise Hoffmann: „Jeder, ob Künstler oder Konzertkasse, wirklich alle Menschen in der Opernscheune, werden täglich getestet. Inhouse tragen wir alle Maske und halten auch sonst sämtliche Hygienevorschriften ein.“ In Absprache mit dem Ensemble und den Künstlern werde getanzt und sogar geküsst in zwei Szenen. „Aber auch die Ensemble-Mitglieder fühlen sich alle gut aufgehoben und betreut eben wegen dieser engen Testung“, sagt Materna.
„Wenn Künstler krank werden, das gab es vor Corona auch, dann klemmen wir uns an die Telefone und finden Ersatz. Das ist dann mit viel Aufregung verbunden, aber es klappt“, betont Hoffmann.
Festspiele Geschäftsführer Falk Herzog bittet unterdes die Kartenbucher um Verständnis. Mit Hochdruck werde bis in die Abendstunden auch an den Wochenenden versucht, jeder reservierte Wunsch in entsprechende Sitzplätze zu wandeln. 15.000 Karten sind aktuell gebucht, weitere folgen, so Herzog. Komplett ausverkauft seien bislang Max Raabe und Eutin singt.