90 Kostüme und literweise Kokosöl
Für das Musical „Jesus Christ Superstar“ werden mehr als 90 Kostüme produziert – und bekommen Schuhe ein außergewöhnliches Pflegemittel
Die Handlung des Musicals basiert auf einer rund 2000 Jahre alten Geschichte. Aber sollen die Menschen, die bei „Jesus Christ Superstar“ auf der Bühne singen und tanzen, auch entsprechend dieser Zeit gekleidet werden? Mit weiten Gewändern, wie in historischen Filmen?
Ja und Nein. Die Entwürfe orientierten sich tatsächlich an der historischen Mode im Nahen Osten, sagte Timo Radünz vor ein paar Tagen bei der Vorstellung der Kostüme in der Eutiner Opernscheune.
Zuständig für Choreografie und Kostüme
Timo Radünz ist bei der Inszenierung des Musicals, das in diesem Sommer zwischen 5. Juli und 18. August insgesamt 15 Mal auf der neuen Seebühne im Eutiner Schlossgarten aufgeführt wird, nicht nur für die Kostüme zuständig, sondern vor allem auch für die Choreografie. Die Arbeit erfolge in enger Abstimmung mit dem Regisseur Till Kleine-Möller: „Er hat seine Vorstellungen, ich habe meine, und gemeinsam hat das sowohl Einfluss auf meine Entwürfe als auch auf seine Regiearbeit“, schildert Radünz.
Die Kostüme werden weite Gewänder sein, ähnlich wie sie bis heute in warmen Regionen als Kleidung üblich sind. Allerdings werden sie nicht aus Leinen oder Schafwolle gefertigt, sondern aus modernen Textilien. Während im Orient weiße oder schwarzen Stoffe dominieren, soll es auf der Bühne der Eutiner Festspiele sehr bunt zugehen.
Bei der Rockoper gehören 22 Frauen und Männer zum Ensemble, das vom Publikum auf der Bühne zu sehen und zu hören sein wird. Neben acht Männern und einer Frau in den Hauptrollen gibt es 13 Tänzerinnen und Tänzer, die in mehrere verschiedene Rollen und in dazu jeweils passende Kostüme schlüpfen sollen.
Acht Schneiderinnen
Acht Schneiderinnen werden in Kürze mit dem Zuschneiden der Stoffe und dem Nähen beginnen. Angelika Wallbrecht, die ganzjährig in der Kostümabteilung der der Eutiner Festspiele tätig ist, hat die Leitung der Organisation übernommen. Bei den ersten Vorbereitungen stehen ihr Nike Leistner zur Seite, die ein Freiwilliges Soziales Jahr Kultur in Eutin absolviert, sowie Katja Schröder, die zu den sieben für diese Saison angestellte Schneiderinnen gehört.
Timo Radünz hatte bei der Präsentation der Kostüme in der Opernscheune ausführlich über Stoffe, Details und Farben sowie über Produktionsabläufe gesprochen, wozu auch Aufgabenverteilungen wie Organisation von Einkauf und Arbeitskontrolle oder Pläne für den Ablauf der Produktion gehörten. Besprochen wurde weiter die Verwendung von Tabellen, in denen unter anderem der Bedarf, Bestellungen und Lieferungen dokumentiert werden. Radünz machte auch klar, was bei der Verwirklichung der Kostümskizzen wichtig ist und wo die Schneiderinnen freie Hand haben.
Notfalls gibt es Nachtschichten
Ein Beispiel: „In Würzburg hatte ich auf der Skizze ein paar Zeichen auf die Vorderseite eines Kostümes gemalt, die wurden in der Schneiderei detailgetreu und aufwändig gestickt. Das war natürlich mein Fehler, nicht vorher zu sagen, dass es mir da nicht auf die exakte Wiedergabe ankam. Ihr könnt mich jeder Zeit anrufen, wenn solche Fragen auftauchen,“ sagte Timo Radünz.
Für Angelika Wallbrecht besteht kein Zweifel, dass die Kostüme rechtzeitig vor der Generalprobe des Musicals fertig sind. „Notfalls werden wir ein paar Nachtschichten einlegen, das war vor zwei Jahren beim Musical ,Ein Käfig voller Narren‘ nicht anders.“ Da sei die Herstellung der meisten Kostüme allerdings aufwändiger gewesen. Die Schnitte für Jesus Christ fielen einfacher aus, das werde beim Nähen Zeit sparen.
Neu in diesem Jahr wird sein, dass neben der Opernscheune ein Container für die Schneiderei und Garderobe aufgestellt wird. Grund dafür sind die Anforderungen, die bei Musicals in Hinsicht auf Zahl der Kostüme und Garderobenplätze deutlich größer ausfallen als bei Operninszenierungen. Die in der Opernscheune vorhandenen Räume reichen dafür nicht. Ein geplanter Umbau im Obergeschoss war vor Beginn der Saison nicht mehr möglich, weshalb in diesem Jahr als Provisorium die Schneiderei und ein Teil der für das Schminken und Ankleiden der Darsteller notwendige Garderobe in einem Container unterkommen sollen.
Blasen-Prävention
Neben den Kostümen hat Timo Radünz auch festgelegt, welche Schuhe alle Menschen tragen sollen, die an den Vorstellungen mitwirken, und zugleich eine Pflegeanleitung mitgeliefert, die in der Opernscheune noch niemand kannte: „Besorgt reichlich Kokosöl, damit werden die Schuhe jeden Morgen innen und außen eingerieben. Das riecht gut, wichtiger aber ist, dass die Schuhe nach fünf Tagen weich sind wie Ziegenleder und sich niemand mehr Blasen an den Füßen holt.“ Das dürfte naturgemäß vor allem für die Tänzerinnen und Tänzer sehr wichtig sein.