Annie Ernaux: „Eine Frau“
Preisgekrönte Literatur mit Musik
Das Nobelpreis-Komitee hat im Jahr 2022 eine französische Autorin geehrt, deren Werk sich vielfach mit der eigenen Geschichte und ihrer Herkunft aus einer Arbeiterfamilie beschäftigt. 13 Tage nach dem Tod ihrer Mutter im Jahr 1986 schreibt Annie Ernaux ein kurzes, schmerzhaftes Requiem. Und lässt die Mutter als Repräsentantin einer Zeit und eines Milieus auferstehen, das auch das ihre war.
Das Leben ihrer Mutter: geboren um die Jahrhundertwende in der Normandie, Arbeiterin, dann Ladenbesitzerin, Ehefrau, zweifache Mutter, lebenslustig und offen, Körper und Geist werden später langsam durch Alzheimer zerstört. Das Ende war für die Tochter vorauszusehen, die Wirklichkeit des Todes scheint indessen kaum erträglich.
Zeit ihres Lebens kämpfte die Mutter darum, ihren sozialen Status zu erhalten, ihn vielleicht sogar zu überwinden. Erst der Tochter wird dies gelingen, eine Distanz zwischen den beiden entsteht. Auch darauf blickt Annie Ernaux zurück, voller Zärtlichkeit und Abscheu und Schuldgefühl.
Bei der Lesung, die zum Programm 2022/23 des Kulturbundes Eutin e.V. gehört und von den Festspielen auf der Studiobühne in der Opernscheune präsentiert wird, trägt die Schauspielerin Franziska Mencz die Texte vor. Die Passagen wechseln sich ab mit Musik des Komponisten Michael Rettig, der sie am Klavier mit Begleitung von Clovis Michon am Cello interpretiert.
Der in Bremen lebende Michael Rettig ist nicht nur Musiker, sondern macht auch Theaterstücke. Seine Musik ist inspiriert vom Minimalismus, vorwiegend lyrisch und gelegentlich mit eruptiven Ausbrüchen nimmt sie die Hörer mit auf eine „melodiöse Reise durch weite Räume“, wie es ein Rezensent des „Weserkuriers“ formulierte.
Mehr erfahren Sie unter www.michaelrettig.de
Informationen
Kulturbund Eutin (Kooperation)
Lesung: Franziska Mencz
Klavier: Michael Rettig
Cello: Clovis Michon